Donner [2]

[117] Donner, 1) Georg Raphael, Bildhauer, geb. 25. Mai 1692 zu Eßling in Niederösterreich, gest. 15. Febr. 1741 in Wien, trat dem Unwesen des Berninischen Stils, der in wüste Schrankenlosigkeit ausgeartet war, durch Studien nach Natur und Antike entgegen und wurde so der Vorläufer einer neuen, auf größere Reinheit des Geschmacks gegründeten Richtung. Anfangs für den geistlichen Stand bestimmt, fand er im Stift Heiligenkreuz an dem Bildhauer Giuliani einen Pfleger seines früh erwachten Talents. Aus dessen Atelier trat er in die Wiener Akademie der bildenden Künste über, worauf er bald vom Hof beschäftigt wurde und den Titel kaiserlicher Galanteriebildhauer erhielt. Indessen war die Abneigung Donners gegen allerlei herkömmliche Bräuche seinem Fortkommen bei der damaligen vornehmen Gesellschaft hinderlich, so daß sein ganzes Leben im Kampf mit Not und Entbehrungen verlief. Ein Ruf nach Salzburg verschaffte ihm im dortigen Schloß Mirabell Beschäftigung, auch ernannte ihn Fürst Eszterházy 1739 zu seinem Baudirektor. D. hielt sich dann wieder in Wien auf, wo er 1739 den Brunnen auf dem Neuen Markt mit fünf in Blei gegossenen Figuren schmückte, die Niederösterreichs vier Hauptflüsse und die göttliche Vorsehung darstellen (s. Tafel »Brunnen«, Fig. 11). Diese Figuren sind durch kühne und geistvolle Erfindung wie durch ein seines plastisches Formgefühl ausgezeichnet, jedoch nicht frei von Manieriertheit, die sich namentlich in den langgestreckten Körperverhältnissen äußert. 1873 wurden sie durch genaue Bronzekopien ersetzt. Donners letztes Werk war die Brunnengruppe: Perseus und Andromeda für das Wiener Rathaus, gleichfalls von Blei; von Marmor ist sein Karl VI., im Hofmuseum. Seine Biographie schrieb Schlager (Wien 1848). Vgl. Ilg, Album österreichischer Bildhauerarbeiten des 18. Jahrhunderts (Wien 1880) und die von der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens herausgegebene Festschrift zum 200. Geburtstage Donners (Leipz. 1893).

2) Johann Jakob Christian, Philolog, geb. 10. Okt. 1799 in Krefeld, gest. 28. März 1875 in Stuttgart, studierte 1817–22 in Tübingen Theologie und Philologie, wurde 1823 Repetent am theologischen Seminar zu Urach, dann am theologischen Stift zu Tübingen, 1827 Professor am Gymnasium zu Ellwangen, 1848 zu Stuttgart und trat 1852 in den Ruhestand. Er übersetzte in den Versmaßen des [117] Originals Juvenal (Tübing. 1821), Persius (Stuttg. 1822), Sophokles (Heidelb. 1838–39, 2 Bde.; 11. Aufl., Leipz. 1889; seine bedeutendste Leistung), Euripides (Heidelb. 1841–52, 3 Bde.; 3. Aufl. 1876), Äschylos (Stuttg. 1854, 2. Aufl. 1890), Homer (das. 1855–58, 2 Bde.; 3. Aufl. 1874), Pindar (Leipz. 1860), Aristophanes (das. 1861–62, 3 Bde.), Terenz (das. 1864, 2 Bde.), Plautus (das. 1864–65, 3 Bde.), Quintus Smyrnäus (Stuttg. 1866–67); außerdem die »Lusiaden« des Camões (Leipz. 1833, 3. Aufl. 1869).

3) Karl, Forstmann, geb. 8. Aug. 1832 in Grätz, studierte 1855–57 in Eberswalde, wurde 1865 Oberförster in Hinternah, 1867 als Forstinspektor nach Kassel versetzt und 1874 Oberforstmeister in Hannover. 1879 wurde er ins Ministerium berufen und war 1885–1901 Oberlandforstmeister für Preußen. Er bearbeitete die 2. und 3. Auflage von v. Hagens Werk: »Die forstlichen Verhältnisse Preußens« (3. Aufl., Berl. 1894, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 117-118.
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