Plautus

[33] Plautus, Titus Maccus, berühmter röm. Komödiendichter, geb. um 254 v. Chr. zu Sarsina in Umbrien aus niederm Stande, gest. um 184 in Rom, anfangs in Rom Theaterdiener und Schauspieler (daß er sich als Mühlknecht habe verdingen müssen, ist spätere Legende), verfaßte als solcher einige Lustspiele, die so großen Beifall fanden, daß er sich fortan dem Dichterberuf widmete. Varro fand ungefähr 130 Stücke vor, die des P. Namen trugen; doch stellte er von ihnen nur 21 als unbestritten echt fest, die sogen. fabulae Varronianae, für uns die ältesten vollständigen Denkmäler der römischen Literatur. Es sind (zum Teil ziemlich selbständige) Nachbildungen griechischer Originale der neuen Komödie. Nur auf augenblickliche Erheiterung des Publikums berechnet, erreichen sie diesen Zweck durch die Komik der Situationen, treffende Anspielungen auf römische Zustände, unerschöpflichen Witz, belebten Dialog und reichen Wechsel der Rhythmen. Für uns sind seine Stücke in erster Linie dadurch wertvoll, daß sie uns eine allerdings künstlerisch gesteigerte Darstellung der römischen Volkssprache seiner Zeit geben. Die besten sind: »Amphitruo« (von Molière und, nach diesem, von H. v. Kleist neu bearbeitet), »Aulularia« (Vorbild von Molières »Avare«), »Captivi« (Ausg. von Brix, 5. Aufl., Leipz. 1897; Lindsay, Lond. 1900), »Bacchides«, »Mostellaria« (Ausg. von Lorenz, 2. Aufl., Berl. 1883), »Menaechmi« (Vorbild von Shakespeares »Comedy of errors«; Ausg. von Brix, 4. Aufl., Leipz. 1891), »Miles gloriosus« (Ausg. von Brix, 3. Aufl., das. 1901; Lorenz, 2. Aufl., Berl. 1886), »Pseudolus« (Ausg. von Lorenz, Berl. 1876), »Rudens« (Ausg. von Sonnenschein, Oxf. 1891), »Trinummus« (Ausg. von Brix, 4. Aufl., Leipz. 1888). Außerdem besitzen wir »Asinaria«, »Curculio«, »Casina«, »Cistellaria«, »Epidicus«, »Mercator«, »Poenulus«, »Persa«, »Stichus«, »Truculentus« und einzelne größere Bruchstücke der »Vidularia«. Auf der Bühne erhielten sie sich bis ans Ende der Republik. Sie waren bis in die spätesten Zeiten beliebte Lektüre und schon früh für die römischen Gelehrten, besonders Varro, Gegenstand der Studien. Epochemachend sind namentlich Ritschls in den »Parerga Plautina« (Leipz. 1852) und in den »Opuscula« (Bd. 2 u. 5, das. 1868 u. 1879) gesammelte Forschungen und Studemunds »Codicis rescripti Ambrosiani apographum« (Berl. 1889). Gesamtausgaben von Gronov (Leiden 1664 u. ö.; zuletzt von Ernesti, Leipz. 1760, 2 Bde.), Bothe (Berl. 1809–11, 4 Bde., und Stuttg. 1829–39, 4 Bde.), Ritschl (kritische Hauptausgabe, Bonn 1848–53; neue Bearbeitung und Fortsetzung von Löwe, Götz und Schöll, Leipz. 1878–94, 4 Bde.; kleine Ausg. von Götz und Schöll, Leipz. 1892–96, 7 Bde.), Ussing (Kopenh. 1875–87, 5 Bde.; Bd. III, 2 und IV, 1 in 2. Aufl., das. 1888 u. 1892), Leo (Berl. 1895 bis 1896, 2 Bde.) Übersetzungen von Rapp (Stuttg. 1838–52, 17 Bde.), Donner (Leipz. 1864, 3 Bde.) und Binder (Stuttg. 1861–69, 4 Bde.); Lexikon von Lodge (Leipz. 1902 ff.). Vgl. C. F. W. Müller, Plautinische Prosodie (Berl. 1869); Spengel, Reformvorschläge zur Metrik der lyrischen Versarten bei P. (das. 1882); Klotz, Grundzüge altrömischer Metrik (Leipz. 1890); Langen, Beiträge zur Kritik und Erklärung des P. (das. 1880) und Plautinische [33] Studien (Berl. 1886); Leo, Plautinische Forschungen (das. 1895); v. Reinhardstöttner, Spätere Bearbeitungen Plautinischer Lustspiele (Leipz. 1880).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 33-34.
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