Lorenz

[712] Lorenz, 1) Otto, Buchhändler und Bibliograph, geb. 5. Juni 1831 in Leipzig, gest. 26. März 1895 in Paris, betrieb an letzterm Orte bis 1883 ein eignes Buchhandlungsgeschäft und hat sich um die französische Bibliographie bleibendes Verdienst durch seinen »Catalogue général de la librairie française« erworben. Von diesem erschienen Bd. 1–4, die Erscheinungen der Jahre 1840–65 umfassend (Par. 1867–71), Bd. 5 und 6 für die Jahre 1866–75 (1876–77), und Bd. 9 und 10 für die Jahre 1876–85 (1886–87); dazu die »Table des matières«; Bd. 7 u. 8 für 1810 bis 1875 (erschienen 1879–80) und Bd. 11 für 1876 bis 1885 (erschienen 1888). Der Katalog wurde fortgesetzt von D. Jordell für die Jahre 1886–99 (Bd. 12–17, ebenfalls mit »Table des matières«, 1892–1906). Daneben gab L. 1876–84 den »Catalogue mensuel de la littérature française« heraus (fortgesetzt von K. Nilsson).

2) Ottokar, Historiker, geb. 17. Sept. 1832 in Iglau, gest. 13. Mai 1904 in Jena, studierte in Wien zuerst Rechtswissenschaft, dann Philologie und Geschichte, habilitierte sich 1856 an der Wiener Universität und wurde 1857 Beamter im Geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchiv, 1860 zugleich außerordentlicher, 1862 ordentlicher Professor der Geschichte an der Wiener Universität, verließ aber infolge eines politischen Preßprozesses 1865 den Dienst des Staatsarchivs. Seit 1885 war er Professor der Geschichte in Jena. Er schrieb außer einigen Schriften zur österreichischen Geschichte: »Über das römische Konsulartribunat« (Wien 1854); »Die siebente Kurstimme bei Rudolfs I. Königswahl« (das. 1855); »Geschichte König Ottokars II. von Böhmen und seiner Zeit« (das. 1866); »Deutsche Geschichte im 13. und 14. Jahrhundert« (das. 1863–67, 2 Bde., unvollendet); »Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter seit der Mitte des 13. Jahrhunderts« (Berl. 1870; 3. Aufl. mit Goldmann, 1886–87, 2 Bde.); »Die politische, Kultur- und Geistesgeschichte im Elsaß« (in der mit W. Scherer gemeinsam herausgegebenen »Geschichte des Elsasses«, das. 1871; 3. Aufl. 1885); »Papstwahl und Kaisertum« (das. 1874); »Drei Bücher Geschichte und Politik« (das. 1876); »F. C. Schlosser und über einige Aufgaben und Prinzipien der Geschichtschreibung« (Leipz. 1878); »Die Geschichtswissenschaft in Hauptrichtungen und Aufgaben« (Berl. 1886; 2. Teil, das. 1891); »Goethes politische Lehrjahre« (das. 1893); »Genealogisches Handbuch der europäischen Staatengeschichte« (das. 1895; in 1. Aufl. 1892 als »Genealogischer Hand- und Schulatlas«); »Staatsmänner und Geschichtschreiber des 19. Jahrhunderts« (das. 1896); »Lehrbuch der gesamten wissenschaftlichen Genealogie« (das. 1898); »Friedrich, Großherzog von Baden, zum 50jährigen Regierungsjubiläum« (das. 1902); »Kaiser Wilhelm und die Begründung des Reichs 1866 bis 1871« (Jena 1902), dazu als Nachtrag: »Gegen Bismarcks Verkleinerer« (das. 1903). Dem Herzog Ernst von Koburg war er bei der Abfassung von dessen Lebenserinnerungen behilflich.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 712.
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