Bühne [1]

[575] Bühne (Abweiser, Stake, Schlenge, Zunge), dammartiges Flußbauwerk, aus Stein oder aus Faschinen zusammengefügt, das mit einem Ende (Wurzel) in das Ufer eingreift und mit dem andern (Kopf) frei in den Fluß hineinragt, um dem Fluß eine andre Richtung zu geben, oder dessen Ufer vor Abbruch zu schützen, oder durch Anschwemmung Land zu gewinnen. Die oberste, wagerechte oder gegen den Stromstrich sanft abfallende Fläche heißt Krone, die stromaufwärts gerichtete Seite Vorder-, Strich- oder Streichseite, die stromabwärts gerichtete Rückseite. Die Krone liegt entweder über Hochwasser (hochwasserfreie B.) oder über Mittelwasser, so daß sie[575] von höhern Wasserständen überflutet wird, je nach dem Zwecke, den man erreichen will. Je nach der Richtung der Bühnen gegen den Stromstrich unterscheidet man stromaufwärts gerichtete (inklinante), stromabwärts gerichtete (deklinante) und senkrechte Bühnen. Alle drei Arten haben sich, richtig angewendet und ausgeführt, als zweckmäßig erwiesen. Schutzbuhnen sollen einem Uferabbruch wehren; Treibbuhnen sollen den Fluß zwingen, gegenüberliegendes Ufergelände, z. B. eine Sandbank, anzugreifen und wegzutragen; von Fangbuhnen erwartet man, daß sie durch den Fluß dahergeschlepptes Erdreich und Geschiebe an bestimmter Stelle zur Ruhe bringen und daselbst eine Verlandung erzeugen, daher auch der Name Verlandungsbuhnen. Schöpfbuhnen, die stromaufwärts gebaut werden, sollen den Strom auffangen und ganz oder z. T. nach einer andern Richtung leiten. Sie finden hauptsächlich Anwendung zum Behuf zweckmäßiger Verteilung des Wassers an Stromscheidungen, an Mühlen, um diesen Wasser zuzuleiten, am gewöhnlichsten aber bei Durchstichen. Sie sind den heftigsten Angriffen des Flusses ausgesetzt und müssen stark und dauerhaft gebaut werden. Trennungsbuhnen (Separationswerke) werden am Vereinigungspunkt zweier Flüsse angewendet, wenn es sich als wünschenswert erweist, daß die Flüsse sich unter möglichst spitzem Winkel vereinigen. Sperrbuhnen, auch Coupierungen genannt, werden angelegt, wo Stromarme oder ganze Flußbetten abzubauen (zu sperren) sind, was unter ungünstigen Verhältnissen bei Ausführung von Flußregelungen notwendig werden kann, aber bei mächtigen Gewässern große Schwierigkeiten bereitet. Da eine B. nur auf kurze Entfernung wirkt, so muß man, wenn ein längeres Ufer durch Bühnen verbaut werden soll, mehrere Bühnen in gewissen, nach Erfahrungsregeln festzusetzenden Abständen, nebeneinander ausführen, also Buhnenreihen oder-Gruppen anwenden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 575-576.
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