Krefeld

[621] Krefeld (Crefeld, hierzu der Stadtplan, mit Registerblatt), Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regbez. Düsseldorf, links am Rhein, 38 m ü. M., ist regelmäßig gebaut, hat mehrere große Plätze, darunter der Friedrichsplatz mit dem Krieger- und der Bismarckplatz mit dem Bismarckdenkmal, schöne Anlagen mit den Denkmälern des Komponisten der »Wacht am Rhein«, Karl Wilhelm, und Moltkes, 6 katholische u. 4 evang. Kirchen (darunter die gotische Friedenskirche mit 73 m hohem Turm und die neue, im romanischen Stil erbaute St. Josephskirche), außerdem eine Kapuziner-, eine Alexianer-, eine altkatholische und eine Mennonitenkirche und eine Synagoge.

Wappen von Krefeld.
Wappen von Krefeld.

Von den öffentlichen Gebäuden ist besonders das mit großen Wandgemälden geschmückte Rathaus u. das Kaiser Wilhelm-Museum mit Marmorstandbild Kaiser Wilhelms I. von Gust. Eberlein zu erwähnen. Die Zahl der Einwohner belief sich (1900) auf 106,893 Seelen, davon 22,117 Evangelische, 81,596 Katholiken und 1788 Juden. K. ist Mittelpunkt der deutschen Seiden- und Samtfabrikation (Zeug und Band). 1903 waren dafür aufgestellt 12,669 mechanische Stühle, konditioniert wurden 523,582 kg Seide. Der Umschlag betrug in Samtwaren 22,144,821, in Seiden- und Halbseidenwaren 57,827,964 Mk. Bedeutend ist auch die Samt- und Seidenfärberei. Sonst hat K. noch Baumwollspinnerei, Bleicherei, Eisengießerei, Teppich-, Krawatten-, Maschinen-, Seifen-, Sprit-, Zellulose- und chemische Fabriken, Kesselschmiederei, eine Eisenbahnhauptwerkstätte, Bierbrauerei, Gerberei, ein Elektrizitätswerk etc. Den Handel unterstützen eine Handelskammer, eine Reichsbankstelle (Umsatz 1904: 2120,1 Mill. Mk.), die Bergisch-Märkische und die Krefelder Bank, eine Filiale des Schaaffhausenschen Bankvereins und andre Geldinstitute. Den Verkehr in der Stadt und mit der Umgegend vermittelt eine elektrische Bahn. Für den Eisenbahnverkehr ist die Stadt Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Köln-Zevenaar, K.-Rheydt und M.-Gladbach-Ruhrort, der Eisenbahn Viersen-Süchteln und der Kleinbahn Düsseldorf-K. Ein großer Rheinhafen, bestehend aus Industrie- und Handelshafen, mit Bahnverbindung nach K., ist (1905) im Bau. K. hat ein Gymnasium, ein Realgymnasium, Oberrealschule, Realschule, 2 Lehrerinnenseminare (ein katholisches, ein paritätisches), eine höhere Fachschule für Textilindustrie, Färberei- und Appreturschule (mit Wandgemälden von Professor Baur in Düsseldorf, die Entwickelung der Seidenindustrie darstellend), Handelsschule, gewerbliche und Kunstgewerbeschule, landwirtschaftliche Winterschule, ein Konservatorium für Musik, ein Museum, ein Theater, Kapuzinerkloster, 3 Waisenhäuser, eine Alexianeranstalt für Irrenpflege etc. und ist Sitz eines Landratsamts (für den Landkreis K.), eines Amtsgerichts und eines Hauptsteueramts. Die städtischen Behörden bestehen aus dem Oberbürgermeister, 4 besoldeten Beigeordneten und 33 Stadtverordneten, darunter 3 unbesoldete Beigeordnete. Die städtischen Einnahmen betrugen 1903: 46,2 Mill., die Ausgaben 44,6 Mill., das Vermögen 43,9 Mill., die Stadtschuld 28,2 Mill. Mk. In der Nähe befindet sich das Hülser Bruch mit einer Mineralquelle. – K. wird zuerst 1166 erwähnt, war ehemals ganz von kurkölnischem Gebiet umgeben, gehörte zum Fürstentum Mörs und kam mit diesem 1702 an Preußen. Kaiser Karl IV. gab dem Ort 1361 Marktrecht und erhob ihn 1373 zur Stadt. Das nahegelegene Schloß Cracau wurde 1677 geschleift. Den Anfang ihrer Blüte hat die Stadt den Religionsverfolgungen des 17. und 18. Jahrh. zu danken, infolge deren sich aus den Herzogtümern Jülich und Berg eine Menge Reformierte und Separatisten, später auch Mennoniten, hierher flüchteten. Hier (beim Dorfe Fischeln, s. d.) 23. Juni 1758 Sieg der Alliierten unter dem Herzog Ferdinand von Braunschweig über die Franzosen unter Clermont. Vgl. Keußen, Die Stadt und Herrlichkeit K. (Kref. 1859) und Beiträge zur Geschichte Krefelds und des Niederrheins (Köln 1898); Röttsches, Krefelder Mundart (Kref. 1875); Mushacke, K. zur Zeit der preußischen Besitzergreifung (das. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 621.
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