Dragōner, der

[1533] Der Dragōner, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Eine Art leichter Reiter, welche ihrer ersten Bestimmung nach so wohl zu Pferde, als zu Fuße dienen müssen, und mit einer Flinte, Pistolen, einem Pallasch und Bajonette bewaffnet sind. 2) In der Geschützkunst, werden die Pflastersteine, welche zuweilen im Falle der Noth aus Mörsern geworfen werden, vielleicht nur im Scherze, Dragoner genannt.

Anm. Es scheinet, daß wir dieses Wort, so wie mehrere zum Kriegeswesen gehörige Benennungen, aus Frankreich bekommen haben. Das Franz. Dragon, und Ital. Dragone haben mit dem Deutschen wenigstens einerley Bedeutung. Indessen ist doch[1533] so wohl die eigentliche Bedeutung dieses Wortes, als der wahre Ursprung der Dragoner selbst noch ungewiß. Was das Wort betrifft, so leiten einige dasselbe von den Draconariis des Vegetii her, welche ihren Nahmen von einem Feldzeichen hatten, welches einen Drachen vorstellete; S. du Fresne Glossar. v. Draco. Andere, wie Furetiere, von dem Deutschen Worte tragen, weil ehedem ein jeder Dragoner im Falle der Noth einen Musketier hinten aufsitzen lassen mußte; welche Ableitungen freylich sehr weit gesucht sind. Was die mit diesem Worte bezeichnete Miliz betrifft, so scheinet sie, wenigstens unter diesem Nahmen, so gar alt nicht zu seyn, und man glaubt gemeiniglich, daß Graf Ernst von Mansfeld sie erfunden habe; vielleicht hat er sie nur in Deutschland eingeführet. Als König Wilhelm III. da er noch Statthalter von Holland war, im Jahr 1672, von dem Herzoge Friedrich Casimir von Curland unter andern auch ein Regiment Dragoner in Sold nahm, so war dieser Nahme in den Niederlanden ganz etwas neues, und man blätterte alle Geographien und Landkarten durch, das Land der Dragoner zu finden; ja die Obrigkeiten in den Dorfschaften, wo sie einquartieret wurden, erstauneten, daß diese Dragoner wie andere Menschen aßen, da sie geglaubt hatten, daß sie mit Heu vorlieb nehmen würden. Reflexions crit. sur divers sujets. A. Mons 1757 S. 39. Indessen ist die Art bald zu Pferde, bald zu Fuße zu fechten, welches eine wesentliche Eigenschaft der Dragoner ist, schon alt, und Spelman erzählet unter andern in dem Leben Alfreds S. 12, daß schon im 9ten Jahrhunderte die Deutschen wegen dieser Art zu fechten in England berühmt gewesen. Da im Französischen und Italiänischen, wenigstens in einigen Gegenden, die Achselbänder, welche noch jetzt die Dragoner tragen, Dragons und Dragoni genannt werden, so wäre zu untersuchen, ob diese den Nahmen von den Dragonern, oder die Dragoner von diesen Achselbändern bekommen haben. Drague bedeutet im Französischen noch ein starkes Tau. Die Achselbänder waren ursprünglich zum Tragen oder fest halten der ehemahligen Scherpen bestimmt, welche über beyde Schultern kreuzweise geschlungen wurden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1533-1534.
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