Ebenbild, das

[1629] Das Êbenbild, des -es, plur. die -er. 1) Ein Bild, welches der abgebildeten Sache gleich ist. Und da er einen Altar sahe, der zu Damasco war, sandte der König Ahas desselben Altars Ebenbild und Gleichniß zum Priester Uria, 2 Kön. 16, 10. In dieser Bedeutung ist es im Hochdeutschen veraltet, wo man es nur noch in engerer Bedeutung von einer Person gebraucht, die einer andern sehr ähnlich oder gleich ist. Er ist das völlige Ebenbild seines Vaters.


Du bist der Demuth Ebenbild, die in der Stille wohnt,

Weiße.


In eben diesem Verstande wird Christus in dem neuen Testamente mehrmals das Ebenbild Gottes oder seines Vaters genannt, Col. 1, 15. Ebr. 1, 3. 2 Cor. 11, 4. 2) Diejenigen Eigenschaften, worin eine Person oder Sache der andern ähnlich ist; in welcher Bedeutung es nur in der Theologie üblich ist, wo das Ebenbild Gottes in den vollkommenen sittlichen Eigenschaften der ersten Menschen gesetzet wird; so unbequem dieser Ausdruck auch ist, vornehmlich weil er eine sehr genaue und vollkommene Ähnlichkeit bezeichnet, die kein endliches Wesen mit einem unendlichen haben kann. 3) Ein Muster, Beyspiel, Vorbild,[1629] welche Bedeutung gleichfalls unter die veralteten gehöret. Daß sie gleich seyn sollten dem Ebenbilde seines Sohnes, Röm. 8, 29.


Und wenn die gelehrten und schrifft weisen

Den leyen bose ebenpild vortragen,


heißt es in dem ungedruckten Vaßnachtspil des Türken, aus dem 15ten Jahrhunderte. In eben derselben Bedeutung kommt dieses Wort auch in einer alten Übersetzung der goldenen Bulle aus dem 15ten Jahrhunderte vor.

Anm. In der ersten Bedeutung ist der Plural selten, in der zweyten kommt er gar nicht vor. S. Bild.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1629-1630.
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