Empören

[1801] Empören, verb. reg. act. erheben, in die Höhe heben. 1) Eigentlich. Die Furcht, die mein Haar empört, Dusch. 2) Noch häufiger, in figürlicher Bedeutung, zur thätigen Widersetzlichkeit gegen jemanden bewegen, besonders Untreue zur Widersetzlichkeit gegen ihre Obern bewegen. Die Stadt, das Volk, die Unterthanen empören. Ingleichen als ein Reciprocum, sich empören, sich jemanden, besonders aber seinen Obern thätig widersetzen. Die ganze Stadt hat sich wider ihre Obrigkeit empöret. S. Aufstand, Aufruhr. Nach einer noch weitern Figur, in der höhern Schreibart, sich widersetzen. So bald sie ihren Irrthum sehen wird, so wird sich die Vernunft wider ihre Liebe empören, Gell.


Und doch empöret sich ihr Hochmuth wider dich,

Weiße.


[1801] Ingleichen, einen hohen Grad des Unwillens erwecken. Das empöret alle Empfindungen. Eine empörende That. So auch die Empörung, plur. die -en.

Anm. Von dem Auflaufe mehrerer wider eine Person, die kein Vorgesetzter ist, wird dieses Wort im Hochdeutschen nicht mehr gebraucht, ungeachtet sich Apostelg. 18, 12, die Juden wider Paulum, und Kap. 21, 31, ganz Jerusalem wider ihn empören. In Altensteigs Vocabulario wird exultare durch sich embören übersetzet, welches noch ein Überbleibsel der eigentlichen Bedeutung ist. Für Empörung in der heutigen Bedeutung kommt in einem Diplom Kaiser Heinrichs von 1107 Burinne vor, so wie Willeram und andere buren, buiren, für erheben im eigentlichsten Verstande gebrauchen. Unser Zeitwort lautet noch in dem 1514 gedruckten Deutschen Livius, sich enbören; hingegen wird es in dem 1523 zu Basel gedruckten neuen Testamente Luthers, als ein unbekanntes Wort durch erheben, strensen, erkläret. S. Empor.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1801-1802.
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