Empor

[1800] Empor, ein Umstandswort des Ortes, in die Höhe, in der Höhe, welches in dem gemeinen Sprachgebrauche veraltet, und nur noch in einigen Ableitungen und Zusammensetzungen, ingleichen in der höhern Schreibart mit einigen Zeitwörtern, anstatt der mit auf zusammen gesetzten Zeitwörter, so wohl in eigentlicher, als figürlicher Bedeutung vorkommt. Die vornehmsten Verba, mit welchen dieses Umstandswort noch zuweilen gefunden wird, sind:

[1800] Bleiben. Empor bleiben, in der Höhe bleiben, nicht untersinken; ingleichen figürlich, in Ehren, in Ansehen bleiben.

Bringen. Empor bringen, in die Höhe, ingleichen zu Ansehen bringen, aufbringen.

Gehen. Mein Herz geht empor, wie Meereswogen im Sturm, Weiße.

Halten. Dieweil Mose seine Hände empor hielt, 2 Mos. 17, 11. Eine Art, die ihre Augen hoch trägt, und ihre Augenlieder empor hält, Sprichw. 30, 13.

Heben. Darum wird er das Haupt empor heben, Ps. 110, 7. Du kränkest dich über das, was uns trösten und uns über die Widerwärtigkeiten empor heben sollte.


Kaum heb' ich meine Hand empor.

So steigt hier ein Pallast und dort ein Thron hervor,

Gell.


Helfen. Der den Betrübten empor hilft, Hiob 5, 11. Kommen. Empor kommen, in die Höhe kommen; ingleichen figürlich, zu Ehren, zu Ansehen kommen.

Schweben. Wie die Vögel schweben empor, Hiob 5, 7. Ihre Widersacher schweben empor, Klagel. 1, 5.

Schwingen. Sich durch seine Tapferkeit zur höchsten Würde empor schwingen.

Starren. Sein Auge starrte empor, er athmete ganz schwach, Weiße.

Stehen. Hoch stehet dein Wipfel empor, Geßner, von der Eiche.

Steigen. Empor steigen, in die Höhe steigen; ingleichen figürlich, zu Ehren, zu Ansehen gelangen.

Stellen. – Denn wer jetzt kleinen Schein


Erwählet, soll hernach empor gestellet seyn,

Opitz.


Tragen. Und die Wasser wuchsen, und huben den Kasten, und trugen ihn empor über der Erden, 1 Mos. 7, 17.

Treten. Und Abjathar trat empor, 2 Sam. 15, 24, trat auf.

Wachsen. Und die Dornen wuchsen empor, Marc. 4, 7.

Wallen. Wo der Rauch in die Luft empor wallt, Geßn.

Wollen. Empor wollen, in die Höhe wollen, so wohl eigentlich, als figürlich.

Anm. Dieses Wort lautet unter den Schwäbischen Kaisern enbor, bey dem Hans Sachs entbor, in dem Theuerdank aber schon empor. Die letzte Hälfte gehöret zu dem Verbo bären, tragen, welches in dem Munde der neuern Oberdeutschen, denen dieses Nebenwort vorzüglich eigen ist, sein b in ein p verwandelt hat. S. Bahre und Borwisch. Die erste Sylbe ist gleichfalls das Vorwort in, welches um des folgenden Lippenbuchstabens willen, sein n in nt und nachmahls in m verwandelt hat. S. Em und Ent.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1800-1801.
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