Eule, die

[1982] Die Eule, plur. die -n, Diminut. das Eulchen, des -s, plur. ut nom. sing. 1) Eigentlich, ein Raubvogel mit einem großen Kopfe, befiederten Füßen und weiten Ohren, welcher bey Tage blind ist, und nur bey der Nacht siehet, zu welcher Zeit er auch auf seinen Raub ausgehet, daher er auch Nachteule genannt wird. S. Kauz, Ohreule, Kircheule, Horneule, Steineule, Uhu, Adlereule u.s.f. Strix, L. Besonders wird die braune Eule von mittlerer Größe, mit glattem Keyfe, rostfarbenen Körper, und schwarzen Kreise um den Stern des Auges die Eule schlechthin genannt; S. auch Buscheule. Sprichw. Wie die Eule unter den Krähen, d.i. unter Leuten, von denen man verfolget, verspottet wird, weil das ganze Eulengeschlecht ein Gegenstand der Verspottung und Verfolgung aller übrigen Vögel, besonders aber der Krähen ist. Im gemeinen Leben wird die Eule auch das Leichhuhn, Nieders. Liikhoon, genannt, weil ihr Geschrey eine bevor stehende Leiche verkündigen soll. Ihm (dem Redlichen) singet die Eule nicht banges Unglück und die traurig krächzende Nachtrabe, Geßn. 2) Figürlich. Eine[1982] Art Schmetterlinge, welche sich nur im Dunkeln sehen lassen, und daher auch Nachtvögel heißen, und eine rauche Gestalt haben, werden wegen dieser Ähnlichkeit im gemeinen Leben gleichfalls Eulen oder Eulchen genannt. Sie gehören zu den Phalaenis, L. Anm. Der Nahme dieses Vogels lautet bey den Schweb. Dichtern Weule, in Boxhorns Glossen Uwila, bey dem Notker Hiuuuelu, im Nieders. Uule, im Holländ. Uyl, im Engl. Owl, im Franz. Hulotte, im Nord. Ugle, im Schwed. Ugla, im Latein. Ulula. Es ist eine Nachahmung des heulenden Geschreyes dieses Vogels, welches schon den Alten verdächtig und vorbedeutend war. S. Heulen und Uhu. Bey dem Pictorius heißt die Eule auch Hirru und im Franz. auch Hibou.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1982-1983.
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