Eule [2]

[625] Eule (Strix), Gattung Raubvögel, die Abtheilung der Nachtraubvögel bildend. Sie haben große Augen mit weiter Pupille, um auch im Dunkel viele Lichtstrahlen sammeln zu können; große Ohren mit einer Art Ohrmuschel, womit sie das leiseste Geräusch auffangen; das Gefieder ist locker, weich und seidenartig, was ihren Flug leicht und geräuschlos macht. Das Gesicht ist platt mit einem Federkreise, Schleier, die Augen nach vorn gerichtet und von einem breiten Ringe eingeschlossen; die Füße ganz befiedert. Sie fliegen in der Dämmerung und in hellern Nächten, gewisse Arten indeß auch am Tage. Wegen ihrer sonderbaren Gestalt, ihres nächtlichen und einsamen Wesens und ihres schauerlichen Geschreis erscheinen sie allerdings etwas unheimlich und sind, obgleich nützliche Vögel, vom Volke mehr gescheut als geliebt. Sie leben nur von frischer Beute, kleinern Säugethieren und Vögeln, auch Insekten, erdrücken dieselben in ihren Krallen und verschlucken sie in großen Stücken, Mäuse und kleine Vögel ganz; die unverdaulichen Theile werfen sie als sog. Gewölle wieder aus. Läßt sich eine E. am Tage blicken, so wird sie von einer Schaar kleiner Vögel verfolgt und geneckt. – Die Wald-E., Nacht-E., Baumkauz (Str. aluco), Männchen graulich, Weibchen rostfarbig; ihr Ruf klingt wie hohles Jauchzen; überall gemein. – Die Schleier-E. (Str. flammea), oben grau, unten weiß od. gelb, schlank, gegen 14 Zoll lang, schnaubt im Zorn; in Europa, Asien, Afrika und Amerika, fehlt im Norden. – Der gemeine Kauz, Käuzchen, Todtenvogel (Str. noctua), 10 Z. lang, oben grau, unten weiß mit braunen Längsflecken, hat eine helle Stimme und gilt dem Aberglauben als Vorbote des Todes; fast in ganz Europa. – Der Uhu, Schuhu, große Ohr-E. (Str. Bubo), die größte der deutschen E.n, bis 30 Z. lang, oben und unten rostfarben, sehr kräftig, raubt selbst Hafen und junge Rehe, wohnt mehr in gebirgigen Gegenden, in ganz Europa, Asien u. Afrika. – Die mittlere Ohr-E. (Str. otus), gegen 16 Z. lang, in ganz Europa; wandert manchmal in großer Gesellschaft. – Die Sperber-E. (Str. nisoria), oben graubraun, unten weiß mit braunen Querstreifen; fliegt dem Sperber ähnlich und ist eine Tag-E., frißt besonders Mäuse; im Norden.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 625.
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