Frieren

[307] Frieren, verb. irreg. neutr. ich friere, du frierest oder frierst, (Oberd. freurst), er friert, (Oberd. freurt); Imperf. ich fror, Conj. fröre; Mittelw. gefroren. Es wird in doppelter Gestalt gebraucht.

1. Mit dem Hülfsworte haben. 1) Kälte empfinden. Die Soldaten frieren. Wir haben die ganze Nacht gefroren. Noch häufiger und vielleicht am richtigsten, als ein Impersonale. Mich friert, oder es friert mich. Es hat uns heftig gefroren. Es friert mich an den Händen, an den Füßen, d.i. ich empfinde Kälte an den Händen, an den Füßen. Hat dich auch gefroren? 2) Zum Gefrieren bringen, d.i. in Eis verwandeln, von der Witterung, als ein Impersonale. Es hat diese Nacht Eis gefroren, das Wasser ist vor Kälte in Eis verwandelt worden. Ingleichen absolute. Es wird diese Nacht frieren. Es hat gefroren. In Island friert es stark. S. Gefrieren, welches gleichfalls in dieser Bedeutung gebraucht wird.

2. Mit dem Hülfsworte seyn, durch die Kälte seine Flüssigkeit verlieren, in Eis verwandelt werden. Das Wasser friert. Die Erde ist gefroren. Der Wein friert nicht leicht. Gefrornes, ein durch die Kunst in Eis verwandelter flüssiger Körper. Indessen ist in dieser Bedeutung auch gefrieren üblich, S. dasselbe.

Anm. Schon bey dem Notker kommen die zusammen gesetzten Mittelwörter befroren und erfroren vor. Im Nieders. lautet dieses Zeitwort freren, und im Isländ. frira, womit auch das Lat. frigere und rigere überein kommt. In verschiedenen gemeinen Deutschen Mundarten und verwandten Sprachen findet sich statt des r ein s, wie in dem Steiermärk. friesen, bey dem Notker friusen, im Nieders. fresen, im Dän. fryse, im Schwed. frisa, im Angels, frysan, im Engl. to freeze, da es nicht allein Kälte empfinden, sondern auch die Wirkung dieser Empfindung, Schauer, ingleichen Furcht, Angst u.s.f. bedeutete, wie aus dem Oberdeutschen Fraisch, Fraißam, und andern erhellet. Das Griech. φρισσω, horreo, gehöret gleichfalls zu dessen Geschlechte. Siehet man das f als den zufälligen Blaselaut an, so wird dieses Wort von rühren, Alem. ridon, rütteln, Schwed. rysa, abstammen, weil die Kälte ein Rütteln oder Schauern erwecket. S. Rütteln, ingleichen Friesel, Frisch und Frost, welche letztern noch in die alte Form mit dem s behalten haben.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 307.
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