Fries, der

[307] Der Fries, des -es, plur. die -e, ein Wort, welches überhaupt einen krausen Körper bedeutet, aber nur in einigen Fällen gebraucht wird. Es bedeutet 1) einen tuchartigen geköperten Zeug, welcher aus zweyschüriger Wolle mit vier Schämeln gewebet und geköpert wird, nur die halbe Walke bekommt und gerauhet, aber nicht geschoren wird. In diesem Verstande kann der Plural nur von mehrern Arten und Qualitäten gebraucht werden. Der Nahme dieses Zeuges, welcher schon in den Legg. Anglor. et Werinor. vorkommt, lautet daselbst Fresum, im Schwed. Fris, im Ital. und Span. Frisa, im Engl. Frees, im Böhm. Fris, im Franz. Frise und Drap de Frise, im mittlern Lateine Pannus Frisius; nicht weil es, wie Ihre behauptet, von Friesen erfunden und verfertiget worden, sondern weil es in Frankreich ehedem frisiret oder gekräuselt wurde, daher es im mittlern Lat. auch Pannus Frissatus hieß, in welcher Sprache ein jede Franse Frisum, Fresium, Fres, genannt wurde. S.[307] Franse und Frisiren. 2) In der Säulenordnung ein Theil des Hauptgesimses, welcher die Köpfe der Balken, die auf dem Architrab ruhen, vorstellet, und mit Laubwerk und andern krausen Zierathen verzieret ist. Ital. Fregio, Französ. Frise. Aus eben dieser Ursache werden auch die Verstäbungen an den Böden, Brüchen und Köpfen der Kanonen Frise, oder Frisirungen genannt. S. Bodenfries, Hinterfries, Mittelfries.

Anm. In beyden Bedeutungen ist das Wort zunächst aus dem Franz. Frise entlehnet, welches eine jede krause Sache bedeutet, im Grunde aber ein Abkömmling der ältesten Europäischen Sprachen ist. Das Franz. frise und unser kraus sind bloß in dem Präfixo unterschieden, welches dort ein Blaselaut, hier aber ein Hauchlaut ist. Beyde stammen von unserm reißen her. S. dasselbe.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 307-308.
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