Fries [1]

[146] Fries, im allgemein ästhetischen Sinne die Vermittelung einer Fläche mit einer ihrer Begrenzungslinien durch Einschaltung einer schmalen oder »linearen« Fläche; in der Architektur der schmale Flächenstreifen zwischen einer größern Wandfläche und deren oberm Rande. Diese Friesstreifen wurden in der romanischen und gotischen Architektur mit geometrischen, seltener vegetabilischen und figürlichen Zierformen versehen, deren Elemente die Bezeichnungen für die verschiedenen Gattungen der Friese bestimmt haben, von denen die Abbildungen auf S. 147 einige darstellen. So in der romanischen Baukunst der Rundbogenfries (Fig. 1), bestehend aus aneinander gereihten halbkreisförmigen, mit ihren Schenkeln auf kleinen Konsolen aufsetzenden Bogen, die sich unterhalb des Dachgesimses hinziehen; der Kreuzungsbogenfries (Fig. 2), eine Reihe sich durchschneidender Rundbogen; der Schuppenfries (Fig. 3), der Zahnfries (deutsches Band, Stromschicht, Fig. 4), bestehend aus diagonal auf die hohe Kaute gestellten Backsteinen; der aus abwechselnden quadratischen, schachbrettartig geordneten Erhöhungen und Vertiefungen gebildete Schachbrettfries (Würfelfries, Fig. 5); der Tierfries, bestehend aus aneinander gereihten, durch vegetabilische Ornamente verbundenen Tierfiguren von z. T. symbolischer Bedeutung[146] (s. Tafel »Tierornamente II«, Fig. 15), im anglonormannischen Baustil der Schnabelkopffries (Fig. 6 u. 7), der mit Zylinderabschnitten besetzte Rollenfries (Fig. 8) und der Doppelkegelfries (Fig. 9); der Rautenfries (Fig. 10 u. 11). F. heißt auch der horizontale Flächenstreifen zwischen dem Architrav und dem Kranzgesims der griechischen Säulenordnungen (s. die Tafel »Säulenordnungen«, Fia. 1–9), zwischen dem Fenstersturz und der

1. Rundbogenfries.
1. Rundbogenfries.
2. Kreuzungsbogenfries (romanisch).
2. Kreuzungsbogenfries (romanisch).
3. Schuppenfries (romanisch).
3. Schuppenfries (romanisch).
4. Zahnfries (romanisch).
4. Zahnfries (romanisch).
5. Schachbrettfries.
5. Schachbrettfries.
6. 7. Schnabelkopffries (anglonormannisch).
6. 7. Schnabelkopffries (anglonormannisch).
8. Rollenfries (normannisch).
8. Rollenfries (normannisch).
9. Doppelkegelfries.
9. Doppelkegelfries.
10. 11. Rautenfriese.
10. 11. Rautenfriese.

Verdachung von Fenstern und Türen, zwischen der Wand und dem Gurt- oder Hauptgesims von Gebäudefassaden. Bei Holztäfelungen sind Friese die Flächenstreifen, die zwischen die Füllungen und die Rahmen eingeschaltet sind, bei Fußböden die eingelegten schmalen, gewöhnlich dunkler gefärbten Holzstreifen, daher Friesboden. Friese heißen ferner die Reliefdarstellungen, die sich oben rings um die Cella des antiken Tempels und um andre Gebäude des Altertums zogen, sowie die aus Reisen, Stäben, Rundstäben, Karniesen etc. bestehenden Verzierungen der Geschütze, womit die ältern meist überladen sind. Bei Tapeten oder gemalten Wandfeldern heißen die glatten oder gemusterten Einfassungsstreifen Friese. In der neuern Architektur werden auch Friese in Malerei oder Glasmosaik an Fassaden angebracht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 146-147.
Lizenz:
Faksimiles:
146 | 147
Kategorien:

Buchempfehlung

Angelus Silesius

Cherubinischer Wandersmann

Cherubinischer Wandersmann

Nach dem Vorbild von Abraham von Franckenberg und Daniel Czepko schreibt Angelus Silesius seine berühmten Epigramme, die er unter dem Titel »Cherubinischer Wandersmann« zusammenfasst und 1657 veröffentlicht. Das Unsagbare, den mystischen Weg zu Gott, in Worte zu fassen, ist das Anliegen seiner antithetisch pointierten Alexandriner Dichtung. »Ich bin so groß als Gott, er ist als ich so klein. Er kann nicht über mich, ich unter ihm nicht sein.«

242 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon