Gas, das

[425] Das Gás, subst. indecl. plur. doch nur von mehrern Arten, die Gas, ein erst in den neuern Zeiten wieder gangbar gewordenes Wort, eine Art Dämpfe, oder einen sehr feinen elastischen flüssigen Körper zu bezeichnen, welcher sich bey den meisten Gährungen und Auflösungen aus den Körpern entwickelt, von der Luft noch verschieden, übrigens aber eben so unsichtbar ist, als sie. Der ältere van Helmont soll dieses barbarische Wort zuerst gebraucht, und es aus dem Hebräischen געש, bewegt werden, aus einander ziehen, entlehnet haben; wenn er es nicht vielmehr aus dem Holländ. Geest, Geist, verstümmelt hat; denn sein Ahnherr Paracelsus nannte eben diese feinen Dämpfe Spiritus sylvestres, wilde Geister. So viel ist gewiß, daß er als ein Schwärmer und Alchymist der ersten Größe mehr ähnliche Nahmen ausgehecket hat, dunkele und verworrene Begriffe auf eine eben so dunkele Art auszudrucken; daher es zu wünschen wäre, daß unsere Naturkundige ein schicklicheres Wort, welches nicht so sehr das Gepräge der Alchymie an sich hätte, ausfündig machten. Boyle, Hales und andere verdiente Physiker, welche diese Dämpfe genauer untersuchten, nannten sie Luft, fixe Luft, Luftsäure, brennbare Luft, Salpeterluft u.s.f. andere belegten sie mit dem Nahmen der Dämpfe; und ich glaube, man hätte dabey bleiben können, da doch alle diese Substanzen luftartig sind, und die Beysätze fix, mephitisch, brennbar u.s.f. sie hinlänglich unterscheiden. Helmont, der sich immer hinter dunkele Wörter versteckte, nannte auch die gemeine Luft Gas, und bestimmter Gas ventosum, zum deutlichen Beweise, daß seine Begriffe von dieser nicht klärer waren, als von jener.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 425.
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