Gefahr, die

[469] Die Gefahr, plur. die -en, die nahe Möglichkeit eines Übels, und dieses mögliche Übel selbst. In Gefahr kommen, gerathen. In Gefahr seyn, sich in Gefahr befinden. Gefahr laufen, in Gefahr seyn oder gerathen. Sich in Gefahr begeben. Jemanden in Gefahr setzen, bringen, stürzen. Der Gefahr entgehen. Die Gefahr abwenden. Es ist Gefahr dabey, die Sache ist mit Gefahr verbunden. Es hat keine Gefahr, es ist keine Gefahr vorhanden. Mit ihm hat es keine Gefahr, er befindet sich in keiner Gefahr. Außer aller Gefahr seyn. Auf deine Gefahr will ich es wagen. Der Mensch hat an seinem Gesichte den wachsamsten Hüther wider die Gefahren des Lebens, Gell. Konntest du anders denn nichts, denn schwarze Gefahren verlangen? Zach. So viel Gefahren, mit denen ihr ihn ringen saht, Raml.

Anm. Statt dieses Wortes ist das einfache Fahr lange Zeit üblich gewesen, und im Nieders. ist noch Vare gewöhnlich. Bey dem Ottfried lautet es Fara, bey den Schwäbischen Dichtern Var, im Schwed. Fara, im Dän. Far, im Engl. Fear, im Holländ. Vaer. Es war ehedem von einem weitern Umfange der Bedeutung, welchen es in den verwandten Sprachen noch hat, und druckte eigentlich die Furcht, figürlich aber auch dasjenige aus, was Furcht erwecket, nehmlich Gefahr, ingleichen Hinterlist im gesellschaftlichen Leben, und die darauf gesetzte Strafe, für welche verschiedene Bedeutungen im Hoch- und Oberdeutschen die Wörter Furcht, Gefahr, Gefährde eingeführet worden; S. dieselben, ingleichen Befahren. Das einfache Fahr kommt noch in der Deutschen Bibel vor, S. Fahr. Das Lat. Periculum gehöret seiner ersten Hälfte nach gleichfalls hierher. So sehr der Plural dieses Wortes, wenn es das mögliche Übel bezeichnet, der Sache selbst und der Sprachähnlichkeit gemäß ist, so hat man doch lange Bedenken getragen, denselben zu gebrauchen, bis er endlich in den neuern Zeiten allgemeiner geworden ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 469.
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