Gemach

[543] Gemāch, -er, -este, adj, et adv. 1. * Eigentlich, weich, sanft, dem Gefühle nach; welche im Deutschen längst veraltete Bedeutung noch das Schwed. mjuk, das Isländ, mjukr, das Engl. meek, und das Wallisische mwyth, haben. 2 Figürlich, langsam, gelinde, der Bewegung nach. 1) Eigentlich. So wollten wir – dein Weib lassen so gemach hernach ziehen, Tob. 11, 3. Gemach reiten, gehen, fahren. Das Pferd gehet einen gemachen Schritt. Gemach arbeiten. Sie ruderten gemach der Heimath wieder zu, Kleist.


Mach von schnee einen pallen

Und laß den gmach herabfallen,

Theuerd. Kap. 36.


2) Nach einer noch weitern Figur. (a) Gelinde, den innern Graden der Stärke, der Heftigkeit nach.


Herr ich bin euch wolt thun gemach

Unnd vernemet doch die Wort mein,

Theuerd. Kap. 81,


thut nicht so ungestüm, nicht so hitzig.


Darumb solt ir einander mal

Dest gemecher thun,

Theuerd. Kap. 81,


Zuweilen that die Flamme gemach, Weißh. 16, 18. Die Creatur thut gemach, zur Wohlthat u.s.f.v. 24. Dagegen thut mancher gemach, der wohl Hülfe bedürfte, Sir. 11, 12. Es regnet ganz gemach. Gemach, Herr Chrysander! Less. nicht so heftig! nicht so hitzig! (b) Bequem, mit wenig Beschwerde oder Reitzungen zu unangenehmen Empfindungen verbunden. Gemach leben. Ein gemaches Leben. Ingleichen Hindernisse scheuend. Ein gemacher Mensch. In beyden Bedeutungen ist gemächlich im Hochdeutschen üblicher, S. dasselbe.

Anm. Bey dem Ottfried bedeutet gimach, und in Boxhorns Glosse kimah, geschickt, bequem, aptus. Die erste Sylbe ist die müßige Oberdeutsche Verlängerung, die zuweilen noch durch ein all vermehret wird; S. Allgemach. Im Nieders. ist mack zahm, friedfertig, sanftmüthig, Engl. meek, Isländ. mjuk. Da dieses Wort allem Ansehen nach zuerst weich bedeutet hat, so gehöret auch das Lat. mollis zu dessen Familie; denn daß der starke Hauchlaut nicht wesentlich ist, erhellet unter andern auch aus den Wörtern allmählich, mählich, und dem Böhm. pomalu, gemach, allmählich. Im Hochdeutschen kommt es immer seltener, und auch hier nur als ein Nebenwort vor. Mit dem Zeitworte machen hat es wohl nichts als eine bloß zufällige Ähnlichkeit des Klanges gemein. S. das folgende.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 543.
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