Gerste, die

[594] Die Gêrste, plur. car. eine Art Getreide, welche einen blaßgelben eckigen Samen bringet; Hordeum L. Ihr eigentliches Vaterland ist unbekannt; vermuthlich ist es Ägypten. Die vierzeilige oder gemeine Gerste, Hordeum vulgare L. eine Sommergerste mit langen schmalen Ähren und kleinen Körnern. Sie[594] wird vorzüglich in bergigen Gegenden gebauet, und ist eigentlich sechszeilig. Die zweyzeilige Gerste, Hordeum distichum L. hat eine lange Ähre mit zwey Reihen großer Körner, daher sie auch die große Gerste genannt wird. S. Bartgerste, Blattgerste, Davidskorn, Sommergerste, Wintergerste. Der Same oder die Frucht dieses Gewächses heißt gleichfalls Gerste, im gemeinen Leben aber auch häufig Gersten, doch ohne Artikel, Gersten säen; welche Form, wo das Wort eigentlich männlichen Geschlechtes ist, auch in den meisten Zusammensetzungen beybehalten wird. Im Oberdeutschen werden Gerstengraupen nur schlechthin Gerste genannt.

Anm. Im Nieders. Garste, Gaste, im Holländ. Gheerste, im Angels. Gerst, im Böhm. Gecmen; womit auch das Griech. κριθƞ, ingleichen der Nahme der Ceres, und vielleicht auch das Deutsche Gras überein kommt, welches im Angels. so wohl Graes als Gaers, und im Holländ. Gaars lautet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 594-595.
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