Gicht (3), die

[679] 3. Die Gicht, plur. car. außer von mehrern Arten, die -en, und bey einigen die Gichter. 1) Ein Schmerz in den Gelenken, der mit Härte, Unbeweglichkeit und Erhebung verbunden ist, und von scharf gewordenen und stockenden Feuchtigkeiten herrühret; das Gliederreißen, die Gliederkrankheit, Arthritis. Die laufende oder reißende Gicht, welcher im ersten und eigentlichsten Verstande der Nahme der Gicht gebühret, Arthritis vaga, welche bald dieses bald jenes Glied einnimmt, im Gegensatze der beständigen oder kalten, Arthritidis fixae. Die letztere bekommt nach dem Gliede, welches sie angreift, wieder verschiedene Nahmen, dahin das Hüftweh, das Chiragra, das Podagra oder das Zipperlein, das Gonagra u.a.m. gehören. Ehedem auch das Gegicht, Gegich, die Vergicht, Dän. Gigt und Igt, Schwed. Gickt. 2) Ehedem wurde auch der Schlagfluß, besonders diejenigen Art, welche die Glieder lähmet, Paralysis, die Gicht genannt, und an einigen, besonders Oberdeutschen Orten führet er diesen Nahmen noch. S. Gichtbrüchtig.

Anm. Auch dieses Wort kommt von gehen her, entweder so fern es den Ort verändern bedeutet, da denn die laufende Gicht vorzüglich diesen Nahmen verdienen würde, der hernach durch eine sehr gwöhnliche Figur auch auf andere Arten der Gliederkrankheiten ausgedehnet worden, oder auch so fern es ehedem figürlich, einen heftigen Anfall thun, bezeichnete. Im Angels. ist [679] Gichta, im Engl. Itch und im Holländ. Jiochte, pruritus, S. Jagen, als das Frequentativum von gehen, und Jacht, Jagd. Gicht würde also eine jede Krankheit bedeuten, welche den Kranken plötzlich, oder auch mit heftigen Schmerzen anfällt, daher es in dem zusammen gesetzten Darmgicht auch einen hohen Grad der Kolik bezeichnet. S. Gichtschwamm. Ja es finden sich Spuren, daß auch die fallende Sucht an einigen Orten den Nahmen der Gicht führen müsse. S. Gichtwurz.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 679-680.
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