Gicht

[428] Gicht, ist ursprünglich eine Krankheit des männlichen Alters und durch das nicht naturgemäße Leben der Menschen entstanden. Die thätige, einfache Lebensweise unserer Altvordern kannte die Gicht nicht, die erst durch Verweichlichung, Ueppigkeit im Essen, Uebermaß in geistigen Getränken sich erzeugte, aber jetzt durch Erblichkeit verbreitet wird und deren Keim durch unterdrückte Hautausdünstung sich schnell entwickelt. Meistens gehen dem Ausbruche längere oder kürzere Zeit Verdauungsbeschwerden voraus. Bei der ärmern Klasse kommt sie selten, meist nur durch Erblichkeit vor, noch weniger bei den meist mehr diät lebenden Frauen. Gicht an den Füßen heißt Podagra, an den Händen Chiragra. Außer der hier erwähnten hitzigen Gicht gibt es eine dauernde, welche durch Ausschwitzung von knochenartiger Masse in den Gelenken eine böse, den Gebrauch der Glieder hemmende Krankheit wird. Die Gicht ist wandernd, heute an diesem, morgen an einem andern Gelenke und zurückgetreten, wenn sie in den Gelenken verschwindet und den Gichtstoff als Entzündung auf edle innere Organe überträgt, was sehr gefährlich ist. Einfache Lebensweise, [428] Vermeidung geistiger Getränke, Wassertrinken, häufige Bäder und Bewegung in freier Luft und Heiterkeit sind die besten Verwahrungsmittel, da sie der Erzeugung des entzündlichen Stoffes entgegen wirken.

D.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 428-429.
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