Grind, der

[805] Der Grind, des -es, plur. inus. 1) Die harte Rinde, welche nach einem Geschwüre zurück bleibet, oder einen Ausschlag begleitet; die Rinde, Kruste, in Niedersachsen die Rufe, der Schorf. 2) Eine jede Art des Ausschlages, bey welchem sich eine solche Art des Grindes oder der Rinde findet. In diesem Verstande wird die Räude oder Krätze an Menschen, Thieren und Gewächsen zuweilen der Grind genannt, wie in der Deutschen Bibel mehrmahls geschiehet. Die Flechte oder das Geflecht führet bey einigen den Nahmen des trocknen Grindes. Am häufigsten ist dieses Wort von demjenigen Ausschlage des Kopfes, welcher von einer zähen, salzigen und scharfen Feuchtigkeit herrühret, und sich am häufigsten bey Kindern einfindet; Tinca. Der böse Grind, oder der Erbgrind, im Nieders. Stillstand, in Preußen Bernegrund, gleichsam Borngrund, frißt die Wurzeln der Haare an, und gehet oft bis auf den Knochen. In den niedrigen Sprecharten, figürlich, der Kopf, der eigentliche Sitz der letzten Art des Grindes.


Begreif den Gauch beym grindt,

Theuerd. Kap. 60.


Einige Jäger pflegen auch den Kopf des Hirsches den Grind zu nennen.

Anm. Entweder von Rinde mit vorgesetztem Gaumenbuchstaben, oder auch von Grand, Greindt, (S. Frischen v. Grien) so fern es im Oberdeutschen theils Hefen, Unreinigkeit überhaupt, theils im Nieders. grobkörnigen Sand bedeutet, weil bey einigen[805] Arten des Kopfgrindes Körner unter und über der Haut sichtbar sind. Im Ital. heißt der Grind Cranio, von dem Lat. Cranium. Im Schwed. und Isländ. ist Horund die Haut, welchem sich das Lat. Corium nähert. Einige Jäger pflegen auch das kleine Moos auf dem Boden und an den Bäumen Grind zu nennen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 805-806.
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