Herold, der

[1129] Der Hērold, des -es, plur. die -e, eine ehemahlige Benennung eines Gesandten im Kriege, eines feyerlichen Ausrufers höherer Art, eines verpflichteten Aufsehers bey Thurnieren und andern feyerlichen Vorfällen, welcher die adeligen Wapen und Ahnen untersuchen, und in streitigen Fällen den Ausspruch thun mußte. In dieser letzten Bedeutung gibt es noch an verschiedenen Höfen Herolde, wie z.B. in England und Frankreich, deren vornehmste Beschäftigung die Wapen der Adeligen sind.[1129] Von den acht und zwanzig Herolden in Frankreich wird der erste und vornehmste der Wapenkönig, Roi d'Armes, genannt. Figürlich, in der höhern Schreibart, ein feyerlicher Bothe, eine Person, welche eine Sache auf eine feyerliche Art bekannt macht, wo man auch das Fämin. die Heroldinn findet.


Apollo spielte seine Leyer,

Melpomene war Heroldinn,

Gleim,


und an einem andern Orte nennt er die Heuschrecke die Heroldinn des frohen Lenzen. In der Naturgeschichte wird auch der blaue Holzhäher, Pica glandaria cristata L. Herold genannt; ohne Zweifel zunächst von dem alten haren, schreyen, rufen, woher auch der Nahme Häher abstammet.

Anm. Es würde unnöthig seyn, die vielen Ableitungen anzuführen, welche man von diesem alten aber dunkeln Worte versucht hat; daher ich nur einiger der wahrscheinlichsten gedenken will. Schilter lässet es von Heer, Kriegsheer, und Ald, Aldio, ein Diener, abstammen, weil der Herold ehedem vornehmlich ein öffentlicher Bothe eines Kriegsheeres war, dessen Stelle man jetzt durch einen Trompeter ersetzen lässet; Leibnitz und Ihre von dem Wallis. Herod, ein Bothe, Gesandter, woraus durch ein eingeschobenes l unser Herold, das mittlere Latein. Heraldus, das Ital. Araldo, und das Franz. Herault geworden; Frisch von Ehre, weil der Herold die Ehrenzeichen des Adels in Ehren zu halten hatte, daher man dieses Wort auch mehrmahls Ehrenhold geschrieben findet. Und der Ehrenhold rief überlaut u.s.f. Dan. 3, 4. Wachter unterscheidet gar den Ehrenhold von dem Herolde, und leitet das letztere von dem schon gedachten alten haren, rufen, her, welches bey dem Kero, Ottfried und andern häufig vorkommt. Dieser Unterschied ist gewiß sehr unnöthig und willkührlich, obgleich haren, ausrufen, den nächsten Anspruch auf die Verwandtschaft mit diesem Worte zu haben scheinet. In Boxhorns Glossen wird Preco durch Fora-haro übersetzt, und bey dem Ottfried ist thaz Arunti Sconi die angenehme Bothschaft.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1129-1130.
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