Herold, Familie

[428] Herold. Der Name Herold kommt im Hamburger Buchhandel zuerst 1737 vor, ging im Laufe der 90 er Jahre desselben Jahrhunderts aber unter, nachdem zwei alte Gehilfen das schöne Geschäft im Laufe der 10 Jahre ihrer Verwaltung verwirtschaftet hatten. Der alte Verlag ist gänzlich verschwunden. Die Firma Herold gab eins der ersten periodischen Organe heraus, das die buchhändlerischen Interessen vertrat, freilich ebenso lebhaft die eigenen geschäftlichen Interessen und demgemäß die größtmögliche Verbreitung im Publikum suchend. Es erschienen von der »Allgem. Buchhändler-Zeitung« 8 Jahrgänge (1778-85). 1766-82 erscheint die Firma Chr. Herolds Witwe, bis 1789 ist sie in Heroldsche Buchhandlung und darauf in Gebrüder Herold geändert. 1795 firmieren diese getrennt als J. G. und J. H. Herold.

J. G. Herold, zuerst in Braunschweig, später, seit 1797, in Lüneburg mit seinem Schwiegersohn Wahlstab unter der heute noch bestehenden Firma Herold & Wahlstab (seit 1897 im Besitze von Friedrich Bock) etabliert, leitete in der Zeit der Befreiungskriege die J. C. Hinrichsche Buchhandlung in Leipzig und ging[428] 1817 nach Hamburg, um sich hier durch Ankauf des Vollmerschen Verlages unter der Firma J. G. Herold jr. selbständig zu machen. Wenn er sich auch vorzugsweise dem Sortiment widmete und damit seinen Wohlstand begründete, so pflegte er doch auch den übernommenen Verlag weiter, indem er hauptsächlich sein Augenmerk auf Schulbücher und Kinderschriften richtete. Die Kruseschen Romane, die er verlegte, gehörten seiner Zeit zu den besten. Herold starb am 15. 10. 1840; die Leitung des Geschäftes übernahm sein Neffe Gustav Eduard Nolte, der als Teilhaber der Witwe eintrat. Der große Hamburger Brand im Mai 1842 vernichtete das Geschäft bis auf die Handlungsbücher, die nur mit großer Mühe gerettet werden konnten; vom Verlag war nur das Leipziger Lager übrig geblieben. Beim Aufbau wendete Nolte sein Hauptaugenmerk auf das Sortiment, den Verlag beschränkte er auf Pädagogik und Handlungswissenschaften, später fügte er aus persönlichem Bedürfnisse noch evangelische Theologie hinzu. Von den Verlagsartikeln seien mit Ausschluß einer großen Reihe Schulbücher genannt: Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften, herausgeg. vom Naturwissenschaftlichen Verein in Hamburg, 6 Bände, 1848-73; Hauptpastor Alts Predigten, 55 Bände, 1842-67; Gallerie Hamburgischer Theologen, 6 Bde. 1860-63; Hamburger Handelsarchiv 1855-77; drei Schriften Imanuel Kants (ältester Verlag); Schriften, meistens Predigten der Hamburger Theologen G. A. L. Baur, Wilh. Baur, M. F. Schmaltz, R. Röpe, C. Mönckeberg, Joh. Geffcken u. a. Den populär – medizinischen Verlag hatte Nolte 1842 an die Ernstsche Buchhandlung in Quedlinburg (jetzt in Leipzig) abgetreten, die Romane an E. Schäfer in Leipzig und die Kinderschriften an A. Bagel in Wesel.

1847 starb die Witwe Herold, 1854 trat ihr Neffe Richard Köhler als aktiver Gesellschafter ein. Für das Verlagskonto wurde nunmehr Nolte & Köhler, für das Sortiment Heroldsche Buchhandlung firmiert. Als Köhler 1859 starb, kaufte Nolte das Verlagsgeschäft dessen Erben ganz ab und führte es unter eigenem Namen fort.

Nolte starb im Alter von fast 74 Jahren am 11. Dezember 1885 an den Folgen eines unglücklichen Falles. Die Heroldsche Buchhandlung ging mit dem 1. Januar 1886 in den Besitz von Justus Pape (geb. 12. 6. 1851 zu Hanstadt) über, der Nolte seit mehr als 11 Jahren als Gehilfe und Prokurist zur Seite gestanden hatte. Pape übernahm im Jahre 1887 auch den Verlag der Firma[429] Gustav Eduard Nolte und führt seitdem Sortiment wie Verlag unter der unveränderten Firma Herlodsche Buchhandlung fort.

Quellen: Verlagskatalog 1865, 1878; Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1877, 1885.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 428-430.
Lizenz:
Faksimiles:
428 | 429 | 430
Ähnliche Einträge in anderen Lexika