Familie

[63] Familie Im engsten Sinne des Wortes die Eltern mit[63] ihren Kindern; im Allgemeinen aber, sämmtliche Blutsverwandte, in so fern Zeit und anderweitige Verzweigungen zwischen denselben die Erinnerung und Kenntniß ihrer Verwandtschaft nicht verlöscht haben. Zur Erhaltung dieser Kenntniß führen manche Familien Stammbäume und Familienchroniken. Bevor sich die Erinnerung der Blutsverwandtschaft unter den Mitgliedern einer Familie verloren hat, herrscht zwischen denselben eine natürliche Zuneigung, welche verstärkt durch den Umgang, gleiche Gewohnheiten, Ansichten, Grundsätze, Charakterzüge, mit einem Worte, die Familienfreundschaft bildet; ein gleiches Gefühl der Familienglieder für Ehre und Wohlbefinden Aller, eine Neigung und Verpflichtung zu wechselseitigem Beistande. Der Mann, durch sein Leben nach Außen, durch seine Geschäfte und Pflichten dem Familienleben entfernter stehend, vermag darum auch weniger den Charakter desselben fest zu halten und ihn von Geschlecht zu Geschlecht fortzupflanzen. Aber die Frau, die Familienmutter, empfänglicher für das Gefühl der Blutsverwandtschaft, verwiesen auf das häusliche Leben und in dessen Einförmigkeit und Stille, die Erinnerungen an die Vergangenheit pflegend, sie ist die Trägerin aller der Eigenthümlichkeiten und charakteristischen Merkmale, wodurch sich eine Familie von der andern unterscheidet, sie ist die Priesterin der Laren, an deren Altar sich Alle versammeln zu einem festen, innigen Bunde. (Siehe Häuslichkeit)

K. v. W.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 63-64.
Lizenz:
Faksimiles:
63 | 64
Kategorien: