Brandis, Familie

[83] Brandis, Buchdruckerfamilie. Es giebt dieses Namens mehrere Drucker, welche die Forschung bis jetzt noch nicht ganz klar trennen konnte. In Leipzig werden zwischen 1484 und 1489 zwei erwähnt: Markus und Moritz Brandis (auch Brandiß oder Brandisz), anscheinend Brüder oder wenigstens Verwandte. Moritz Br., Baccalaureus Philosophiae, ist urkundlich der erste in Leipzig genannte gewerbsmäßige Drucker, während der erste Leipziger Druck, der einen Druckernamen trägt, aus der Presse von Markus B. stammte; es ist der 1484 erschienene, 38 Quartblätter umfassende »Tractatus de regimine hominis«, eine hygienische Schrift des Erzbischofs Albicius in Prag. – Von Moritz Br. sind mehrere Drucke bekannt. Seine Ueberschuldung veranlaßte ihn 1491, der Einladung des Bischofs Ernst von Magdeburg folgend, dorthin zu gehen; er druckte hier 1491 die »Summa Johannis« in niedersächsischer Sprache, 1492 »Belyals Klage over Jesum« mit Holzschnitten, 1497 eine »Agenda« und 1504 das »Breviarum secundum ordinem Praemonstratensem«, sowie noch einige weitere theologische Drucke; seine Offizin besaß 12 Typengattungen und 9 Folgen Initialen. Es wird ihm auch der Druck des Heldengedichtes auf Herzog Friedrich von Sachsen zugeschrieben. – Lukas Brandis aus Delitzsch druckte als erster Drucker von 1473-1475 in Merseburg – ebenfalls ein Lukas Br. von Schaß 1475-1499 in Lübeck, daher angenommen wird, daß der vorherhgehende nach Lübeck verzogen ist. Aus dem Jahre 1475 stammt das Prachtwerk »Epithome Historiarum ac Chronicarum dictum: Rudimentum Noviciorum« in gr. Folio. Klemm führt als sein frühestes Lübecker Druckwerk »Joh. de Turrecremata Expositio super toto Psalterio« von 1474 an. – 1486 druckte ein Matthäus Brandis in Lübeck. –

Quellen: Vergl. Kapp, Buchhandel; Falkenstein, Klemm etc.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 83.
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