Visconti, die Familie

[347] Visconti, die Familie, ein berühmtes lombardisches Geschlecht zu Mailand, welches schon im frühen Mittelalter sich durch Staatskunst und Liebe zu den Wissenschaften auszeichnete. Der Koryphäe des Hauses war Otto V., Erzbischof von Mailand (gest. 1258). Sein Neffe, Matteo 1., wurde Herr von Mailand. Lucchino, dessen Sohn, breitete die ererbte Macht immer weiter aus, und zeigte sich zuerst als Beschützer der Künste und Wissenschaften. Nicht minder interessirten sich hierfür sein Bruder Giovanni V. (gest. 1354) Erzbischof von Mailand, welcher auch Genua seinem Scepter unterwarf, dessen Neffe Galeazzo II., und dessen Sohn Galeazzo III.; dieser nahm den Herzogtitel an, unterwarf Pisa, Siena, Perugia, Padua und Bologna, zog die berühmtesten Männer an seinen Hof, stellte die Universität Piacenza wieder her und führte große Meisterwerke der Baukunst aus. Als aber nach seinem Tode das Land in die Hände seiner drei Söhne fiel, brachen die Grundpfeiler des mächtigen Hauses zusammen; die Städte empörten sich und suchten die alte Freiheit wieder zu gewinnen. Der letzte eheliche Sprößling, Filippo Maria, starb 1447 ohne männliche Erben; eine natürliche Tochter, Bianca, war mit Francesco Sforza, dem berühmten Feldherrn, vermählt, und dieser wurde 1450 zum Herzog von Mailand ausgerufen. – Noch jetzt kommen in Italien Abkömmlinge dieses alten Geschlechts vor.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 347.
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