Visconti-Venosta

[191] Visconti-Venosta, Emilio, Marchese, ital. Staatsmann, geb. 22. Jan. 1829 in Mailand, war Journalist und Anhänger Mazzinis, schloß sich aber nach dessen unglücklichem Handstreich von 1853 an Cavour an und ward 1859 von ihm zum königlichen Kommissar bei Garibaldi ernannt. Hierauf wurde er dem Diktator Farini in Parma und Modena beigegeben, wo er die Vereinigung mit Sardinien beförderte, begleitete 1860 den Marchese Pepoli auf seiner Mission nach Paris und London und ward dann wieder Gehilfe des Ende 1860 zum Statthalter von Neapel ernannten Farini für die auswärtigen Angelegenheiten. Im Dezember 1862 wurde er Generalsekretär im auswärtigen Ministerium Italiens und übernahm im Mai 1863 dessen Leitung; er schloß die Septemberkonvention (s. d.) mit Frankreich, infolge deren das Ministerium im September 1864 gestürzt wurde. Im März 1866 wurde er Gesandter in Konstantinopel, trat im Juli d. J. abermals an die Spitze des Auswärtigen Amtes und schloß den Frieden mit Österreich ab. Im April 1867 zurückgetreten, leitete V. unter Lanza vom Dezember 1869 bis zum März 1876 zum drittenmal die auswärtige Politik Italiens; er war der Verfasser des Garantiegesetzes und begleitete den König auf der Reise nach Berlin und Wien, die den Anschluß Italiens an den Dreikaiserbund zur Folge hatte. Zum Marchese erhoben und seit 1886 Senator, war V. vom März 1896 bis zum Mai 1898 unter di Rudini und vom Mai 1899 bis zum Februar 1901 unter Pelloux und Saracco wiederum Minister der auswärtigen Angelegenheiten und suchte in di'ser Stellung ein besseres Verhältnis zu Frankreich anzubahnen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 191.
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