Visconti [2]

[617] Visconti, 1) Gasparo V. (Vesconti), angeblich Abkömmling von einem der natürlichen Söhne der alten Herzöge V., geb. 1461 in Mailand, lebte am Hofe der Sforza, wurde Ritter u. Gesandter u. starb 1499; er schr.: Rime, Mailand 1493; Li due amanti Paolo e Daria, ebd. 1495; Sonette u.m.a. 2) Giambattista Antonio, geb. 1722 in Sargoma, Sohn eines Arztes, behauptete ebenfalls von der alten Familie B. abzustammen. Er kaufte sich die Stelle eines apostolischen Notars, hing mit Eifer an dem Studium der Antike u. schloß sich eng an Winckelmann an, wurde unter Clemens XIII. Präfect der Alterthümer in Rom u. schuf hier, durch Vereinigung der werthvollsten Alterthümer Roms, das Museum Pio-Clementinum. Außer mehren gelehrten Dissertationen, z.B. über den Discuswerfer, gab er auch seinen Namen zu dem Text des Pio-Clementinums her, welchen eigentlich aber der Folgende verfaßte. Er starb 2. Sept. 1784. 3) Ennio Quirino, Sohn des Vorigen, geb. 1. Nov. 1751 in Rom, widmete sich dem Studium der Alterthümer. Er war ein frühreifes Wunderkind (er übersetzte schon 1765 die Hekabe des Euripides); blieb dabei doch kindlich u. anspruchslos. Seit 1771 studirte er die Rechte u. der Papst ernannte ihn bald zum Camerlengo u. Unterbibliothekar an[617] Vaticana. Er gab den Text zu den Kupfern des Museum Pio-Clementinum heraus, Rom 1782–1807, 7 Bde., u. wurde 1787 Conservator des Museum Capitolinum. Bei der ersten Besetzung Roms durch die Franzosen ward er von Berthier zu einem der Mitglieder der provisorischen Regierung ernannt u. erfüllte dies Amt mit Pflichttreue u. Aufopferung, mußte aber, als die Neapolitaner Rom besetzten, nach Perugia fliehen; zurückgekehrt, entwich er 1799 bei der zweiten Besetzung nach Frankreich, wurde in Paris 1799 Oberaufseher des neu errichteten Museums u. Professor der Archäologie bei demselben. 1817 wurde er durch das Parlament nach England eingeladen, um den Preis der für das Britische Museum anzukaufenden Denkmäler des Lord Elgin zu bestimmen. Er st. 7. Febr. 1818 in Paris u. schr. noch: Monumenti degli Scipioni, 1780; Mon. scritti del museo del Signor Tom. Jenkins, 1787; Mon. Gabini della villa Pinciana, 1797; Description des antiquitées du Musée royal, letzte Ausgabe Par. 1817; Descr. des vases peints du Musée, 1802; Explication de la tapisserie de la Reine Mathilde, 1803; Iconographie grecque, 1808, 3 Bde.; Iconographie romaine, 1818–20, 3 Bde.; Mem. sur les ouvrages de sculpture du Parthénon, 1818; Illustrazioni di monumenti scelti Borghesiani, herausgegeben von Rossi u. Piale, 1821. Werke, Mailand 1818 durch Labus 4) Filippo Aurelio, Bruder des Vorigen, ebenfalls Antiquar, starb 30. März 1831; er setzte das Museo Pio-Clementino u. Museo Chiaramonti fort. 5) Alessandro, Bruder des Vorigen, geb. 12. März 1757 in Rom, war Arzt u. starb 7. Jan. 1835. Er beschrieb die Villa Aldobrandini u. gab ein numismatisches Journal heraus, 6) Louis Tullius Joachim, Sohn von V. 3), geb. 11. Febr. 1791 in Rom, ging mit seinem Vater 1799 nach Frankreich, besuchte bis 1817 die Ecole des beaux arts in Paris u. wurde Bauconducteur an der Weinhalle in Paris, 1822 Inspector bei der Erbauung des Finanzministeriums u. 1825 Architekt beim Baue der Bibliothek. Zu seinen Arbeiten, welche allgemeine Anerkennung fanden, gehören vornehmlich das Grab des Kaisers Napoleon I. im Dome der Invaliden u. der Ausbau des Louvre. Er starb 39. Decbr. 1853, ohne letztern Bau beendigt zu haben, doch ist derselbe nach seinem Entwürfe fortgeführt u. vollendet worden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 617-618.
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