Franzosen

[611] Franzosen, 1) Bewohner von Frankreich; 2) Wurm, s.u. Blasenschwanz; 3) gemeine Bezeichnung der Venerischen Krankheit; 4) (Perlsucht), Krankheit des Rindviehs, befällt vorzugsweise das weibliche Rind u. ist als die eigenthümliche Wirkung eines innern Drüsenleidens anzusehen. Kennzeichen: ungewöhnlich gesteigerter Begattungstrieb, der entweder unfruchtbar bleibt od. leicht Verkalben nach sich zieht; später seltner, feuchter, trockner Husten, wobei sich jedoch die Thiere noch wohl befinden (fette F.); der Husten wird heftiger, trockner, dumpf, die Haare struppig u. glanzlos, die Freßlust ist gestört, es tritt Abmagerung, ängstliches Athmen, große Empfindlichkeit gegen Druck in der vordern Brustgegend (magere, dürre F.) ein; die Abmagrung nimmt zu u. das Thier stirbt bald. Nach dem Aufhauen finden sich auf der freien inneren Fläche des Bauchfells, dem Netz u. Gekröse, auf Brusthaut u. Mittelfell klumpenweise Wärzchen od. Knötchen, wie Hirsekörner, meist traubenartig zusammenhängend, von braunrother, gelber, bleiartiger od. schwärzlicher Farbe. Bei längerer Dauer des Übels entwickeln sich jene Knötchen auch an Lunge, Leber und Nieren. Ursachen: zu reichliche nahrhafte Fütterung, Mangel an Bewegung u. Befriedigung des Geschlechtstriebes, zu zeitiger Gebrauch zur Zucht, dunstige, warme Ställe etc. Behandlung: ein Pulver von Spießglas, Schwefel u. glänzendem Ofenruß, von jedem 4 Loth, Früh u. Abends, jedesmal 2 Eßlöffel voll in Wasser. Die Homöopathen wenden bei Anfang der F. Baryta carbon., beim Fortschritt derselben Hepar sulph., gegen die damit verbundenen Brustbeschwerden Silicea u. Merc. viv. an Das Fleisch eines solchen Thieres kann genossen werden, wenn dasselbe nicht bereits zu sehr abgemagert ist u. sich nicht schon ein Zehrfieber eingestellt hat; sonst ist es durchaus zu untersagen. 5) (Spielw.), französisches Lappé od. Paroli.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 611.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: