Herzen

[1149] Hêrzen, verb. reg. act. aus Liebe an sein Herz drücken, umarmen. Viel küssen, wenig herzen,


Arg meynen, höflich scherzen,

Dieß ist des Hofes Spiel

Man spielt es täglich viel,

Logau.


[1149] In weiterm Verstande, umarmen, küssen, überhaupt, so wohl von erlaubter als unerlaubter Umarmung. Laban herzte und küssete den Jacob, 1 Mos. 29, 12. Herzen hat seine Zeit, Pred. 3, 5. Ingleichen als ein Reciprocum. Herze dich nicht mit eines andern Weibe, Sir. 9, 12.


Dort herzen wir nur kalte Schatten,

Haged.


Petrarchen, der in Versen herzt,

Haged.


Besonders im figürlichen Verstande.


Wo bey den hellen Bächen

Und in dem grünen Hain sich Ruh und Freyheit herzt,

Haged.


Er herzt den Beutel, den er hält,

Haged.


Für lieben überhaupt, die Weisheit herzen, Sprichw. 4, 8, ingleichen für umfangen, seine rechte Hand herzet mich, Hohel. 2, 6, ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich. Das Hauptwort, die Herzung, ist gleichfalls nicht eingeführet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1149-1150.
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