Hitze, die

[1213] Die Hitze, plur. inus. von dem Bey- und Nebenworte heiß, einen sehr hohen Grad der Wärme zu bezeichnen. 1. Derjenige Zustand eines Körpers, worin er heiß macht, d.i. einen hohen Grad der Wärme hervor bringet. Die Hitze des Feuers. Die Schmelzhitze, derjenige Grad des Feuers, in welcher die Metalle zum Schmelzen gebracht werden. Die Glühhitze, worin[1213] das Eisen glühend wird. Die Schmiede nennen die Glühhitze und den Zustand des Glühens bey dem Eisen nur die Wärme, denjenigen Grad des Glühens aber, welcher zunächst an das Schmelzen gränzet, und zum Zusammenschweißen nöthig ist, die Hitze. Die Hitze geschmolzener Metalle, des siedenden Wassers, des Blutes u.s.f. Besonders ein hoher Grad des von den Sonnenstrahlen erwärmten Dunstkreises. In Afrika ist oder herrschet eine unerträgliche Hitze. Die größte Hitze befindet sich unter der Linie. Die Hitze nimmt ab, lässet nach, schlägt ab, hat sich gelegt u.s.f. In figürlichem Verstande sagt man auch von Gewürzen, starken Getränken u.s.f. daß sie Hitze, oder viele Hitze haben, wenn sie einen ungewöhnlich hohen Grad der Wärme oder der Bewegung des Blutes verursachen. 2. Die Empfindung eins hohen Grades der Wärme. 1) Eigentlich. So sagt man, daß man Hitze habe, wenn man einen ungewöhnlich hohen Grad der Wärme in den innern und äußern Theilen des Körpers empfindet. Eine innerliche Hitze empfinden. Auch eine brennende schmerzhafte Empfindung an einzelnen Theilen des Körpers führet den Nahmen der Hitze. Die Fieberhitze. In der Hitze liegen, in der Fieberhitze. Auf die Hitze trinken, in der Hitze trinken, trinken, wenn man sich erhitzt hat. Es brach eine ungewöhnliche Hitze in seinem Gesichte aus, eine ungewöhnliche von der beschleunigten Bewegung des Blutes verursachte Röthe. 2) Figürlich. (a) Ein hoher Grad der lebhaften Begierden und Leidenschaften. Die Hitze der Jugend, die Jugendhitze. Eine Arbeit mit großer Hitze anfangen, mit heftiger Begierde. Die erste Hitze, die lebhafte Begierde, mit welcher man ein Geschäft gemeiniglich anzufangen pflegt. Er ist noch in der ersten Hitze. Seine Hitze (lebhafte Begierde) hat schon nachgelassen. In der Hitze des Gefechtes, als das Gefecht am lebhaftesten war. Es wird Hitze kosten, im gemeinen Leben, es wird Hitze haben, d.i. es wird schwer halten, wird eine lebhafte Anstrengung der Kräfte erfordern. Besonders die starke sinnliche Begierde zur Begattung bey Thieren, welche auch die Brunst, und bey den Jägern die Brunft heißt. Bey den Stuten pflegt man auch wohl das äußere Merkmahl dieser Begierde, oder den weißen kleberigen Saft, welcher ihnen in diesem Zustande aus den Geburtsgliedern fließet, die Hitze zu nennen. Noch häufiger, ein lebhafter Grad des Zornes. In der Hitze seyn. Ich habe es in der Hitze gesagt. Jemanden in die Hitze bringen. In die Hitze kommen. (b) Bey den Bäckern ist eine Hitze Brot, eine Hitze Semmeln, so viel Brot oder Semmeln, als auf Ein Mahl in einem geheitzten Ofen gebacken werden, welches auch ein Ofen voll Brot, ein Gebacke, genannt wird, und in welchem Verstande man auch wohl den Plural die Hitzen höret. (c) Bey dem Einrammen der Pfähle ist die Hitze die Arbeit mit der Namme von einem Ruhepuncte bis zum andern. Zwanzig Schläge in Einer Hitze thun. Gemeiniglich rechnet man auf Eine Stunde zwölf Hitzen.

Anm. Bey dem Ottfried, Willeram und Notker Hizza und Hizzo, im Dän. Heede, im Schwed. Heta, im Angels. Heat, Heaste, im Engl. Heat. S. Heiß, von welchem es unmittelbar abstammet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1213-1214.
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