Hut, der

[1335] Der Hut, des -es, plur. die Hüte, Diminut. das Hütchen, Oberd. das Hütlein, überhaupt eine jede Bedeckung oder Decke,[1335] eine Bekleidung; in welcher Bedeutung es aber veraltet ist, indem es heut zu Tage nur von der äußersten Bekleidung des Obertheiles eines Dinges gebraucht wird. 1. Im weitesten Verstande, da es eine von festerer oder steiferer Materie verfertigte hohe Bedeckung des Obertheiles eines Dinges bedeutet; wo es nur noch in einigen einzelnen Fällen üblich ist. Der Fingerhut, die metallene tiefe Bekleidung der Fingerspitze. Der Lichthut, ein hohles Blech in Gestalt eines spitzigen Kegels, das Licht damit auszulöschen. Der Blasenhut, der Obertheil einer Destillir-Blase, welche auch nur der Hut schlechthin, ingleichen der Helm genannt wird. An den Schwämmen wird der Obertheil, welcher gemeiniglich eine zugespitzte, oder doch erhabene Gestalt hat, der Hut genannt, Lat. Pileus. 2. In engerer Bedeutung, eine aus einer festern oder steifern Materie gemachte Bedeckung des Hauptes; zum Unterschiede von einer Haube und Mütze. Dahin gehören nicht nur die Hüte des männlichen Geschlechtes, sondern auch die Sonnenhüte, Strohhüte und andere Arten des weiblichen. 3. In noch engerer wird die aus einer solchen festern Materie verfertigte Bedeckung des Hauptes des männlichen Geschlechtes ein Hut genannt, dessen besondere Arten durch allerley Zusammensetzungen von einander unterschieden werden. Dahin gehören der Cardinals-Hut, der Bischofshut, der Doctor-Hut, der Reisehut, der Sturmhut, der Federhut, der Churhut, der Jägerhut, der Regenhut, der Filzhut u.s.f. welcher letzterer in der engsten Bedeutung unter der Benennung des Hutes verstanden wird. 1) Eigentlich. Einen Hut tragen. Den Hut abnehmen, abthun, abziehen. Den Hut vor jemanden abnehmen, zum Zeichen des Grußes oder der Ehrerbiethung. Den Hut aufsetzen. Ohne Hut gehen. Der grüne Hut, eine alte Beschimpfung muthwilliger Benkeruttier, welche in Frankreich schon im 16ten Jahrhunderte üblich war. An andern Orten ist dafür ein gelber Hut eingeführet. Unter dem Hütchen mit jemanden spielen, mit ihm einverstanden seyn, seine Absicht heimlich unterstützen. In ältern Polizey-Verordnungen wird den Hütchenspielern nebst den Riemenstechern und andern Betriegern das Land verbothen. Viele Köpfe unter Einen Hut bringen wollen, sie einig, Eines Sinnes machen wollen. Es fehlt ihm unter dem Hute, er ist unter dem Hute nicht richtig, sagt man von jemanden, der nicht den völligen Gebrauch seines Verstandes hat. Die Frau hat den Hut, wenn sie die Herrschaft hat, wofür man auch sagt, sie habe die Hosen. Der Hut ist von alten Zeiten her das Sinnbild so wohl der Freyheit, als auch der Herrschaft. 2) Figürlich, wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt. (a) Ein Hut Zucker, ein Stück gereinigten Zuckers, welches die Gestalt eines spitzigen Kegels hat, ein Zuckerhut, wegen der Ähnlichkeit mit den ehemahligen hohen spitzigen Hüten der Männer; Franz. Pain de Sucre, Schwed. Suckertopp. S. Hutzucker (b) Das Eisenhütchen, der Nahme einer Pflanze, S. dieses Wort.

Anm. Schon bey dem Kero Hut, in den Monseeischen Glossen Huoth, im Schwabensp. Hut, im Nieders. Hood, im Angels. Hod, im Engl. Hat, im Dän. Hat, im Schwed. Hatt, im Wallis. Hett. Es gehöret zu dem zahlreichen Geschlechte derjenigen Wörter, in welchen die Bedeckung der herrschende Begriff ist, folglich zu Haut, Haus, Hose, Hütte, Kutte u.s.f. Bey den Wallisern ist cuddio, und im Griech. κευθειν, bedecken, verdecken. Das Lat. Pileus stammet auf ähnliche Art von dem alten felan, bedecken, her, S. Fell.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1335-1336.
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