Karg

[1501] Karg, -er, -este, adj. et adv. den nothwendigen Gebrauch seines Eigenthumes aus Anhänglichkeit zu demselben unterlassend, und in dieser Gesinnung gegründet. Ein karger Mann. Karg seyn. Karg mit etwas seyn.


Ein betrübter Esel heulte,

Weil des Schicksals karge Hand

Ihm nicht Hörner zugewandt,

Haged.


[1501] Anm. Im Dän. karrig, im Schwed. karrig, woraus durch eine Zusammenziehung unser karg geworden. Es stammet zunächst aus dem Oberdeutschen her, denn die heutigen Niedersachsen haben es nicht. Hingegen findet sich bey den Angelsachsen das Haupwort Car, Care, und bey dem Ulphilas Kara, Sorge, Sorgfalt, Engl. Care, Lat. Cura, wovon vermittelst der Ableitungssylbe ig, unser karg nach dem Frisch abstammen soll. Wahr ist es, daß karg, bey dem Hornegk charch, in den Monseeischen Glossen ohne Hauch arg, und bei dem Hornegk erch, von diesem Stammworte sorgfältig, klug, verschlagen bedeutet; in welchem Verstande es auch noch bey den Schwäbischen Dichtern vorkommt. Swas karger liste jemant chan, Stryker. Wy sich der held charch in dem house verparch, in Eckards Scriptor. bey dem Frisch. Allein unser karg scheinet vielmehr von dem noch im Schwed. üblichen kara, zusammen raffen, woraus vermittelst des Zischlautes scharren geworden, oder wie Wachter will, von gierig, abzustammen; ungeachtet es jetzt nicht so wohl auf die Erwerbung, als vielmehr auf die Ersparung gehet. Im alt Franz. war eschars gleichfalls karg. In der Comparation wird das a im gemeinen Leben häufig in ä verwandelt; in der edlern Schreibart ist das a üblicher.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1501-1502.
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