Kirchmesse, die

[1588] Die Kirchmêsse, plur. die -n. 1) Eigentlich, wo dieses Wort in der Römischen Kirche die feyerliche Messe, d.i. den öffentlichen Gottesdienst, bedeutet, welcher alle Jahre an einem gewissen Tage zum Andenken der Stiftung und Einweihung der Kirche eines Ortes gehalten wird; die Kirchweihe, das Kirchweihfest. In welchem Verstande es auch an vielen protestantischen Orten üblich geblieben, wo es denn im gemeinen Leben Kirmse, Kirms lautet, so wie für Kirchweihe nur Kirwe gesprochen wird. Die Kirchmeßpredigt, die Kirmsenpredigt. 2) Die bey dieser Gelegenheit in der Gemeinde und bey deren Gliedern üblichen Schmausereyen und Lustbarkeiten; im gemeinen Leben gleichfalls Kirmse. Kirchmesse oder Kirmse halten. Zur Kirmse, auf die Kirmse gehen. Der Kirmsenschmaus, Kirmsenkuchen u.s.f. Nieders. Karkmiß, Karpmiß, Holländ. Kermis. In weiterer Bedeutung wird, besonders in Niedersachsen, ein jeder Jahrmarkt eine Kirmse genannt, weil schon in den ältesten Zeiten bey Gelegenheit eines Kirchweihfestes auch ein Jahrmarkt gehalten wurde. 3) Das Geschenk, welches man einander bey dieser Gelegenheit zu kaufen pfleget. Jemanden eine Kirmse kaufen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1588.
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