Knebel, der

[1654] Der Knêbel, des -s, plur. ut nom. sing. ein Wort, welches noch häufig von einem kurzen dicken Holze gebraucht wird. In der Landwirthschaft ist der Knebel ein kurzes dickes Holz, womit[1654] die Garbenbänder zusammen gezogen werden. Die Jäger haben einen ähnlichen Knebel, womit sie den Hunden, wenn sie sich verbissen haben, das Maul aufbrechen. Am häufigsten wird es von einem kurzen dicken Querholze gebraucht. Der Knüttel, welchen man den Hunden anhängt, heißt bey vielen der Knebel. An manchen Orten fahren die Bergleute auf dem Knebel ein, wenn sie sich auf ein solches an dem Seile befestigtes Querholz setzen; und vermittelst eines solchen Knebels werden auch die Diebe den Galgen hinan gezogen. Leuten, welche bey Gewaltthaten nicht schreyen sollen, bindet man einen Knebel, d.i. ein kurzes dickes Querholz, in den aufgesperrten Mund. Auch dergleichen in die Quere gehende Stücke von andern Materien, sind unter diesem Nahmen bekannt, besonders wenn sie dazu dienen, etwas zu halten. Dergleichen ist der Knebel an verschiedenen Arten der Ketten, ein gerades in die Quere gehendes Eisen, welches am Ende der Kette befestiget ist, und durch einen Ring derselben gesteckt wird.

Anm. Im Niedersächs. Knevel, im Dän. gleichfalls Knevel. Es scheinet mit den Wörtern Knüppel und Knüttel durch Vertauschung des l und n von klopfen herzustammen, und eigentlich ein Werkzeug zum Klopfen oder Schlagen zu bedeuten. Im Nieders. ist Knepel der Klöppel in einer Glocke. Knappen bedeutet so wohl im Nieders. als auch in einigen verwandten Sprachen klappen, und in weiterer Bedeutung schlagen. Das niedrige Knebel, die Knöchel an den Fingern, scheinet nicht hierher, sondern zu Knopf zu gehören, und wird daher von den meisten richtiger Knöbel geschrieben und gesprochen, S. dieses Wort. Ein Knebel zur Verhinderung des Schreyens heißt im Schwed. Katle, von Kaepp, ein Stock. Im Nieders. bedeutet Knevel figürlich auch einen widerwärtigen Menschen, und im Schwed. ist Knaefwel ein böser Bube, welches Ihre sehr gezwungen von Teufel herleitet. Im Nieders. und Dithmarsischen ist knävig stark, und Knäve die Stärke.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1654-1655.
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