Krähen

[1743] Krähen, verb. reg. act. et neutr. welches im letztern Falle das Hülfswort haben erfordert, und ehedem schreyen überhaupt bedeutete, aber jetzt nur noch von dem lauten Schreyen des Haushahnes gebraucht wird. Der Hahn krähet, hat gekrähet.


Mit gebogenem Hals steht hoch auf der Leiter der Haushahn

Und kräht Freud in den Hof,

Zachar.


Darnach wird kein Hahn krähen, darum wird sich niemand bekümmern.

Anm. Bey dem Ottfried krahen, irkraen, im Tatian craan, im Nieders. kreyen, kreggen, im Engl. to crow. Es ist eine Nachahmung des Schalles und wurde ehedem für schreyen überhaupt gebraucht, welche Bedeutung noch das Franz. crier, Engl. to cry und unser schreyen hat, welchem nur der Zischlaut vorgesetzet worden. Daher war ehedem auch Krey und Gekrey so viel wie Geschrey, und in engerer Bedeutung das Feldgeschrey. S. von diesem und andern veralteten verwandten Wörtern Frischens Wörterbuch. Das Hebr. קרא, das Griech. κραζειν und unser kreischen, kreißen, krächzen, Krakeel u.a. sind genau damit verwandt. Von dem Krähen der Hähne haben die Italiäner eine andere Onomatopöie, cucurire, womit das Böhmische kokrhari, und das in den niedrigen Sprecharten übliche Kükerükü, das Geschrey des Hahnes nachzuahmen, und Kükerühahn, ein Haushahn, gehören.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1743.
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