Kugel, die

[1815] Die Kugel, plur. die -n, Diminut. das Kügelchen, Oberd. Kügellein, ein jeder vollkommen oder doch fast vollkommen runder Körper, d.i. ein Körper, in dessen äußern Fläche alle Puncte gleich weit von dem Mittelpuncte abstehen, ohne Unterschied seiner Größe oder Materie. Die Kugeln, welche aus den Feuergewehren geschossen werden. Die Kugel zum Kegelspiele, welche auch die Boßkugel oder Boßel genannt wird. Kugeln wechseln, sich mit Pistolen duelliren. Zwischen Kugel und Kegel kommen, im gemeinen Leben, zwischen Thür und Angel, zwischen zwey Verlegenheiten. Die Erdkugel, Feuerkugel, Drahtkugel, Biesamkugel, Fleckkugel, Flintenkugel u.s.f. Die halbe Kugel oder Halbkugel, der halbe Theil einer Kugel. In der Anatomie so wohl als im gemeinen Leben wird das Haupt des Arm- und Schenkelbeines, weil es einen Theil einer Kugel vorstellt, die Kugel genannt. Sich den Arm aus der Kugel fallen, das Schulterbein oder Armbein verrenken. In der Naturgeschichte ist die Kugel eine Art einer Thierpflanze, welche aus einer Kugel ohne Glieder und sinnliche Bewegungswerkzeuge bestehet, und doch eine willkührliche Bewegung hat; Volvox L. In den Gewehrfabriken ist die Kugel ein eiserner Cylinder, welcher so dick ist als die Kugel, die aus dem Gewehre geschossen werden soll, und auf den Bohrmühlen zum Maße der Seele eines Laufes dienet.

Anm. In den gemeinen Mundarten nur Kaul, im Schwed. Kula, im Böhm. Kaule, im Pohln. Kula, woraus durch Einschiebung des Gaumenlautes Kugel geworden. Es ist nicht, wie Frisch behauptet, aus Globus verderbt, sondern stammet von kollern, kullern, ab, welches den Schall ausdruckt, den ein runder Körper macht, wenn er auf der Ebene fortrollet. S. Kollern.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1815.
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