Löschen (2)

[2104] 2. Lschen, ein Zeitwort, welches in doppelter Gestalt üblich ist. 1. * Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn und gemeiniglich irregulärer Conjugation. Präs. Ich lsche, du líschest, er líschet oder líscht; Imperf. ich lósch; Mittelw. gelóschen. Aufhören zu brennen, von dem Feuer und Lichte. Sin chraft lasch, Stryker.

Doch ach es lischt in ihm des Lebens kurzer Tocht, Hall. Im Hochdeutschen ist es ungewöhnlich, indem man dafür die zusammen gesetzten erlöschen, auslöschen und verlöschen, und zwar die beyden letztern gemeiniglich mit regelmäßiger Abwandlung gebraucht. Das Licht ist ausgelöscht, für ausgeloschen. Im Bergbaue sagt man, der Bergmann löscht, wenn ihm sein Licht erlischt.

2. Als ein Activum, mit regelmäßiger Conjugation. 1)Eigentlich, von dem Feuer und brennenden oder auch glühenden Dingen. Ein Feuer löschen, machen, daß es aufhöre zu brennen, es geschehe nun durch zugegossenes Wasser, oder durch Dämpfung und Entziehung der Luft, oder auch durch Entziehung der Nahrungsmittel; wo doch auch das zusammen gesetzte auslöschen üblicher ist, außer von Feuersbrünsten, und wenn löschen absolute stehet. Zum Löschen herbey eilen, ein entstandenes Feuer auslöschen zu helfen. Hier ist alles Löschen umsonst, von einer Feuersbrunst. Das Feuer wurde glücklich gelöscht. Ingleichen von glühendem Eisen, wo doch ablöschen üblicher ist. 2) In weiterer Bedeutung, von lebendigem oder frisch gebranntem Kalke, ihn durch einen hinzu gegossenen flüssigen Körper seiner Feuertheile berauben. Den Kalk löschen. Gelöschter Kalk, im Gegensatze des ungelöschten, oder lebendigen. 3) Figürlich. (a) Von dem Durste. Seinen Durst löschen, ihn durch Trinken aufhören machen. Obst, Citronen löschen den Durst auch, durch ihre saure Feuchtigkeit. (b) Von heftigen Leidenschaften; doch nur in dem zusammen gesetzten Gegensatze unauslöschlich. (c) Geschriebene Buchstaben oder Worte werden gelöschet, wenn man sie unleserlich, unkenntlich macht, oder gar wegschaffet; eigentlich nur durch Auswischung, in weiterer Bedeutung aber auch durch Ausstreichen, Auskratzen, wofür doch auch auslöschen üblicher ist. Im Bergbaue sagt man noch, einem faulen Bergmanne seinen Lohn löschen, abziehen, inne behalten, oder ihm vier Groschen löschen, d.i. ihm so viel von seinem Lohne abziehen; wo die R.A. ohne Zweifel von der Auslöschung auf dem Lohnregister entlehnet ist. In erlöschen ist es auch als ein Neutrum üblich; die Schrift ist erloschen, unkenntlich, unleserlich geworden.

So auch die Löschung.

Anm. Bey dem Ottfried lesgen, bey dem Willeram und im Tatian lesken, im Nieders. loschen. Von dem Durste und Kalke ist im Schwed. läska, und im Dän. ladske üblich, von dem Feuer aber im Schwed. släcka, im Isländ. slocka, im Engl. to slake, welches sich von löschen nur durch den vorgesetzten Zischlaut und Weglassung desselben in der Mitte unterscheidet. In noch weiterm Verstande ist im Angels. slake, stillen, eigentlich, sich legen machen, wodurch man auf die Vermuthung gerathen könnte, daß löschen das Factitivum von legen ist, oder auch von laß, lassen, oder von dem veralteten lützel, klein, abstammet, und ehedem in einer viel weitern Bedeutung üblich gewesen als jetzt. Allein es scheinet vielmehr eine Onomatopöie des durch Auslöschung[2104] eines Lichtes oder Feuers, im letztern Falle besonders vermittelst des Wassers, verursachten zischenden Schalles zu seyn, welcher gewisser Maßen auch mit Auslöschung einer geschriebenen Stelle verbunden ist. Man findet es häufig leschen geschrieben, und in einigen Mundarten wird es auch so gesprochen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2104-2105.
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