Laß

[1910] Láß, lasser, lasseste, adj. et adv. der zu den gewöhnlichen Verrichtungen gehörigen Kräfte des Leibes und Lust und Munterkeit des Gemüthes beraubt; träge, matt, müde, kraftlos. Du hast lasse Hände gestärket, Hiob 4, 3. Daß man allerzeit bethen und nicht laß werden sollte, Luc. 18, 1. Wie laß bin ich! Opitz. Ist er vom Gehen laß, ebend. Ingleichen eine fehlerhafte Abneigung vor der Bewegung oder Arbeit habend, faul. Ein lasser Arbeiter. In beyden Fällen ist es in dem gemeinen Sprachgebrauche der Hochdeutschen selten, daher es nur noch in der edlern und höhern Schreibart gebraucht wird. Siehe Lässig.

[1910] Anm. Bey dem Notker, der es noch für langsam, spät, Nieders. laat, gebraucht, lazzo, bey dem Winsbeck für träge, las, im Nieders. laassam, läsig, lösig, im Engl. lazy, im Schwed. lodsker, lat, im Isländ. latur, im Angels. laet, im Bretagnischen laosg, im Finnländischen loi, laisca, im Franz. las und lache, im Ital. lasso, im Lat. lassus. Im Hebr. ist חלש schwächen, entkräften. Es schienet mit dem Zeitworte lassen, sinere, Last und letzte verwandt zu seyn.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1910-1911.
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