Las Cases

[206] Las Cases (spr. lăß kās'), 1) Emmanuel Augustin Dieudonné, Graf de, Freund Napoleons I.,[206] geb. 1766 auf dem Schloß Las Cases unweit Revel im Languedoc, gest. 15. Mai 1842, diente vor der Revolution als Leutnant in der Marine, wanderte 1791 aus, machte 1792 den Feldzug gegen Frankreich mit und flüchtete dann nach England. Als der Erste Konsul den Emigranten 1799 die Rückkehr gestattete, ließ sich L. in Paris als Buchhändler nieder. Sein unter dem Namen Lesage erscheinender »Atlas historique, chronologique, géographique et généalogique« (Par. 1803–04, neue Aufl. 1826; deutsch bearbeitet und vermehrt von Dusch u. Eyselein, Karlsr. 1826–27; 2. Ausg. 1843) lenkte die Aufmerksamkeit Napoleons auf ihn, und er ward 1808 zum Reichsbaron und 1809 zum Kammerherrn und Requetenmeister in der Marinesektion des Staatsrats ernannt. Nach Napoleons zweiter Abdankung erbat er sich von diesem die Erlaubnis, samt seinem ältesten Sohn, Emmanuel (s. unten 2), ihm nach St. Helena folgen zu dürfen. Hier diktierte ihm jener einen Teil seiner »Mémoires«. Da L. aber heimliche Verbindungen mit Europa anknüpfte, wurde er 27. Nov. 1816 nebst seinem Sohn nach Europa zurückgeschickt, wo er sich in Frankfurt a. M. niederließ. Seine Bemühungen, die Monarchen des Aachener Kongresses zu einer Erleichterung des Loses Napoleons zu bewegen, blieben erfolglos. Nach dessen Tod veröffentlichte er das bekannte »Mémorial de Ste. – Hélène« (Par. 1821–23, 8 Bde.; neue Ausg. 1894, 4 Bde.; deutsch, Stuttg. 1822–26, 9 Bde.; neu bearbeitet von Marschall von Biberstein, Leipz. 1899, 2 Bde.), wozu O'Mearas »Napoléonen exil« die Fortsetzung bildet. Ein Auszug aus dem »Mémorial« erschien als »Souvenirs de Napoléon I« (8. Aufl. 1902). Vgl. Grille und Musset-Pathay, La suite an Mémorial, etc. (Par. 1824, 2 Bde.). Nach der Julirevolution trat L. als Abgeordneter in die Kammer, wo er seinen Sitz auf der äußersten Linken nahm.

2) Emmanuel Pons Dieudonné, Baron, dann Graf de, Sohn des vorigen, geb. 8. Juni 1800 in Vieux-Châtel bei Brest, gest. 8. Juli 1854, diente auf St. Helena dem Kaiser Napoleon I. als Sekretär. Als konstitutionell Gesinnter nahm er an der Julirevolution lebhaften Anteil und trat dann als Abgeordneter in die Kammer, wo er sich der neuen Dynastie ergeben zeigte. 1837 erhielt er eine Sendung an die Republik Haïti und begleitete 1840 den Prinzen von Joinville zur Abholung der Überreste des Kaisers nach St. Helena, worauf er das »Journal écrit à bord de la frégate, la Belle Poule'« (Par. 1841) herausgab. Von Napoleon III. wurde er 1852 zum Senator ernannt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 206-207.
Lizenz:
Faksimiles:
206 | 207
Kategorien: