Chatel

[901] Chatel (spr. schatell), 1) Jean, Pariser Jesuitenzögling, geb. 1575, machte, um ein lasterhaftes Leben durch eine gottgefällige Tat zu sühnen, 27. Dez. 1594 einen mißlungenen Mordversuch auf Heinrich IV. von Frankreich und wurde gevierteilt.

2) Ferdinand François, franz. Kirchenreformer, geb. 1795 in Gannat (Allier), gest. 13. Febr. 1857 in Paris, seit 1818 Priester, machte sich seit 1823 als Feldprediger bei der königlichen Garde in Paris durch freisinnige Predigten bemerklich. Nach der Julirevolution 1830 forderte er Reformen in Kultus und Verfassung, Aufhebung der Ohrenbeichte, Gestattung der Priesterehe etc. und richtete einen Gottesdienst der »Eglise unitaire française« ein. 1842 schloß die Polizei die Tempel der neuen Kirche; ein neues Unternehmen nach der Februarrevolution endigte schon 1850 nicht glücklicher. Unter seinen Schriften ist das »Le code de l'humanité, ou l'humanité ramené à la connaissance du vrai Dieu et an véritable socialisme« (Par. 1838) betitelte Buch hervorzuheben, worin er Dogmatik und Moral auf naturalistische Prinzipien zurückzuführen suchte. Vgl. Holzapfel in der »Zeitschrift für historische Theologie«, 1844.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 901.
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