Lab, das

[1853] Das Lab, des -es, plur. car. 1) Überhaupt alles dasjenige, was einen andern flüssigen Körper gerinnen macht; in welchem Verstande vermuthlich das Gift ehedem in einigen Oberdeutschen Gegenden Luppe genannt wurde, weil man glaubte, daß es das Blut gerinnen mache. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, die sauer gewordene und geronnene Milch in dem vierten Magen junger saugender wiederkäuender Thiere, deren man sich bedienet, andere süße Milch damit zu laben, d.i. gerinnen zu machen, und welche daher auch Käselab genannt wird, Daher Kälberlab, Hasenlab, Ziegenlab, Hirschlab, Lammslab u.s.f. In einigen Gegenden wird daher auch der vierte Magen der wiederkäuenden Thiere, in welchem bey ihren Jungen diese geronnene Milch gefunden wird, das Lab oder der Labmagen genannt, dagegen er bey andern der Magen in der engsten Bedeutung heißt.

Anm. In den gemeinen Sprecharten Oberdeutschlandes Lyp, Lupp, Luppe, Lüppe, im Niedersächsischen Laff, Lebbe, im Holländ. Lebbe, Libbe, im Dän. Lobe, im Schwed. Löpe. Es hat den Begriff des Gerinnens, Verbindens, dick und hart werdens, und gehöret folglich zu dem Geschlechte der Wörter kleben, Leber, liefern, Leib, laufen, so fern es gerinnen bedeutet u.s.f. Ihre bemerkt aus dem Nonius, daß auch die alten Lateiner lapire für verdicken und hart werden gebrauchten.[1853] S. 1. Laben, Leber und Liefern. Im Nieders. heißt die Milch lebbig, oder lebig, wenn sie zu sehr geronnen ist. In den Mundarten ist dieses Wort in einigen Gegenden im männlichen, in andern aber im weiblichen Geschlechte üblich. Im Hochdeutschen ist das ungewisse das gewöhnlichste. Es mit zwey a Laab zu schreiben, ist unnöthig, weil der einfache Endlaut die Länge des vorher gehenden Selbstlautes hinlänglich bezeichnet. Schreibt man doch auch nur Grab, Stab, Brot, Thal u.s.f. Übrigens wird das Lab in der engern Bedeutung in einigen Gegenden Renne, Rinne, Rinnsel, Käserennen, Nieders. Melkrinse, Käsehärte, Rogen, und im Nieders. auch Strämsel, Strammels genannt, von strammen, straff machen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1853-1854.
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