Lein, der

[2016] Der Lein, des -es, plur. inus. diejenige Pflanze, welche unter dem Nahmen des Flachses am bekanntesten ist, (S. dieses Wort,) doch unter verschiedenen Einschränkungen. 1) Die Pflanze selbst, so lange sie noch auf dem Felde stehet, und grün ist, führet im gemeinen Leben, besonders Nieder-Deutschlandes, den Nahmen des Leines. Der Lein stehet gut. Den Lein jäten. Im Hoch- und Oberdeutschen ist dafür hingegen auch Flachs üblich, S. dieses Wort. 2) Am üblichsten ist dieses Wort von dem Samen dieser Pflanze, welcher überall den Nahmen des Leines so wohl als des Leinsamens führet. Lein säen, bauen. Aus Lein Öhl schlagen lassen. 3) * Ehedem wurden auch die aus den Fasern dieser Pflanze bereiteten Dinge, besonders aber die Leinwand, Lein genannt; in welcher Bedeutung es bey uns veraltet ist, außer daß das Beywort leinen, Leinbödig, Leindrucker u.s.f. selbige noch erhalten haben. Im Tatian heißt das rauchende Docht Lin riohhenti. Das Griech. λινον, Lat. Linum, Span. Lino, Bretagnische Llin, u.a.m. haben eben diese Bedeutung.

Anm. Hieraus erhellet zugleich, daß der Nahme dieser Pflanze sehr alt ist, und aus ältern Sprachen auf uns fortgepflanzet worden, daher fast alle Europäische Sprachen denselben aufzuweisen haben. Im Niedersächs. lautet er Lien, im Schwed. Lin, Ital. Lino, im Slavon. und Wend. Len, Lan, im Wallachischen Llinu, im Alban. Lli. Wenn es ausgemacht wäre, daß mit dem Nahmen dieser Pflanze auf den zur Bedeckung und Bekleidung gemachten Gebrauch gesehen worden: so würde derselbe mit dem Lat. Lana, Wolle, dem alten Gallischen Linna, ein Kleid, u.a. Eines Geschlechtes seyn.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2016.
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