Lein, Frl. Johannette

[527] *Lein, Frl. Johannette, Giessen, Mühlengasse, daselbst am 11. Juni 1819 als Kind der kurz vorher verwitweten Frau eines Dachdeckers, der in seinem Berufe verunglückte, geboren, hatte frühzeitig des Lebens Schattenseiten kennen gelernt. Als Mädchen von ungewöhnlicher Schönheit, war sie inmitten einer realen Umgebung und den realen Lebensanforderungen stets dem Idealen zugewandt. Als sie ihren Verlobten, einen jungen begabten Maler an der Cholera verlor, hat sie ihm ihre Liebe in stiller Treue über das Grab bewahrt. Ihren Unterhalt erwarb sie durch Nähen und ihre Bildung verdankt sie zum grossen Teil den sonnigen Kinderstuben, in denen sie mit fleissiger Hand nähte und zugleich die Knaben überhörte. Im Laufe der Jahre hat sie zahlreiche Lieder und Gedichte geschrieben, welche einige Freundinnen in einem Bändchen unter dem Titel »Aus engem Haus« zu ihrem 78. Geburtstage herausgegeben haben.

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 527.
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