Mahlen (1)

[26] 1. Mahlen, verb. reg. act. von 6. Mahl, die Figur, das Bild, das Zeichen, der Flecken.

1. So fern das Hauptwort die Figur, das sichtbare Bild eines Dinges bedeutet, ist mahlen, 1) überhaupt, abbilden, die Gestalt eines Dinges durch sichtbare Züge nachahmen und vorstellen; in welcher allgemeinen Bedeutung es doch nur noch zuweilen im gemeinen Leben vorkommt, da es denn Zeichnen, Reißen, Tuschen u.s.f. in sich schließet. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist mahlen mit Farben abbilden, oder nachahmen, besonders mit Beobachtung des Lichtes und Schattens; zum Unterschiede von zeichnen, reißen, tuschen, illuminiren u.s.f. Ein Bild, ein Porträt, eine Landschaft, ein Blumenstück mahlen. Auf Glas, auf Kupfer, auf Leinwand, auf Papier mahlen. In Wasser, in Öhl, in Fresco, in Wachs, in Pastell, in Email mahlen, für mit. Wenn mahlen absolute stehet, so bedeutet es die Farben mischen, sie verschmelzen und nach den Regeln der Kunst auftragen. Eine gemahlte Stube, deren Wände bemahlt sind. Zuweilen kommt es auch für anstreichen vor. Und lässet ihm die Fenster – mit Cedern täfeln und roth mahlen, Jer. 22, 14. Sich das Gesicht mahlen oder bemahlen, ihm einen rothen oder weißen Anstrich geben; ein gemahltes Gesicht. Allein, alsdann gehöret es eigentlich zur folgenden Bedeutung, mit einer Oberfläche von anderer Farbe versehen. Figürlich. Einem etwas[26] vor Augen mahlen, es ihm so lebhaft vorstellen, daß er die Sache gleichsam zu sehen glaube; wofür auch schildern üblicher ist.

2. Von Mahl, ein sichtbares Erinnerungszeichen. 1) * Überhaupt für zeichnen, mit einem Zeichen versehen, bey dem Ottfried malon; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Die Münzen mahlen und bilden, Tschudi, für prägen. In einigen Gegenden wird in der Ernte noch der Zehente gemahlet, d.i. ausgezeichnet, wofür auch ausmahlen üblich ist, da denn die dazu verpflichtete Person der Zehentmahler genannt wird. Im Hochdeutschen ist es in dem zusammen gesetzten brandmahlen am üblichsten. 2) * So fern Mahl einen fehlerhaften Flecken bedeutet, war mahlen und bemahlen ehedem flecken, beflecken, beschmutzen, in welchem Verstande es im Hochdeutschen aber gleichfalls veraltet ist. S. 6. Mahl 2. 1) (b).

Das Hauptwort die Mahlung ist nur in einigen Zusammensetzungen üblich.

Anm. Im Schwed. måla, im Dän. male, im Böhm. malowati, im Pohln. malowac, alle für pingere. Bey dem Ulphilas ist meljan schreiben, weil die erste Art des Schreibens doch nur eine Zeichnung verschiedener Figuren war. Auf ähnliche Art ist rita im Schwed. und to write im Engl. schreiben, von unserm reißen, Nieders. rite, so wie unser schreiben durch den vorgesetzten Zischlaut von reiben gebildet worden. Im Angels. heißt mahlen metan, nicht von messen, Nieders. meten, sondern allem Ansehen nach von mähen, ehedem meiden, schneiden, Lat. metere, zu dessen Stamme mahlen und das Hauptwort Mahl in dieser Bedeutung gleichfalls gehören.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 26-27.
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