Maser, die

[92] Die Maser, plur. die -n, ein altes Wort, welches einen Flecken, ein Mahl überhaupt bedeutet, aber nur noch in einigen Fällen üblich ist. 1) Flecken, krause Adern oder Wolken von anderer Farbe in dem Holze, werden häufig Masern genannt. Die Wurzeln des Nußbaumes, das Holz des Ahornbaumes, die Knorren des Birkenholzes haben schöne Masern. Engl. Measles. S. das vorige und die folgenden Zusammensetzungen. Im mittlern Lat. kommen Mazer, Mazarum, Mazerinus, Masdrinum u.s.f. und im alt Franz. Madre, häufig von einer Art kostbarer Gefäße vor, deren Materie Ihre dergleichen maseriges Holz hält, wowider sich aber, wenn man die Stellen beym Du Fresne zusammen nimmt, noch manches einwenden lässet; obgleich erweislich ist, daß die Alten dieses Holz, zumahl da sie es für seltener hielten, als es wirklich ist, sehr hoch geschätzet haben. 2) Fehlerhafte Flecken auf der Haut, wo es ehedem nicht nur von Narben und Muttermählern,[92] sondern überhaupt von allen unnatürlichen Flecken gebraucht wurde; daher man auch diejenigen Krankheiten, welche solche Flecken verursachen, die Maser, Masel, Massel und auch wohl im Plural die Masern, Maseln, Masseln zu nennen pflegte. So war Masel ehedem der Grund. Im Schwed. ist Massel die Krätze, maslig krätzig, und Mäsling die Blattern oder Pocken, und im Engl. sind Measles die Finnen. Am üblichsten ist es im Deutschen von einer Krankheit, welche am häufigsten die Kinder, oft aber auch erwachsene Personen besällt, und mit einem Fieber verbunden ist, bey welchem am vierten Tage oder gegen denselben kleine rothe Flecken am Leibe ausschlagen, welche sich aber in keine Blasen zusammen ziehen, und gegen den achten Tag wieder abtrocknen, ohne einige Narben zu hinterlassen; Lat. Morbilli. Wenn das Wort diese Krankheit bedeutet, so ist es nur im Plural üblich, dagegen auch ein einzelner Flecken dieser Art eine Maser genannt werden kann. Um dieser Flecken willen wird diese Krankheit, welche Unwissende oft mit dem Friesel und Scharlachfieber verwechseln, auch die Flecken, Kinderflecken, die Rötheln, im Nieders. Ritteln, (Ital. Rosselle,) Maseln, Masseln, Messeln, in einigen Oberdeutschen Gegenden die Durchschlechten, Urschläg, Urspring, genannt. Im Dän. heißt sie Mäslinger, und im Engl. Measles.

Anm. In allen obigen Bedeutungen lautet es in einigen Mundarten nach der gewöhnlichen Verwechselung des l und r auch Masel, im Oberdeutschen aber mit der Ableitungssylbe e, Mase, S. dieses Wort. Es gehöret, wenn es anders nicht unmittelbar aus Mahl entstanden ist, zu mischen, welches doch nur ein Abkömmling von machen, verbinden, ist, S. Gemahl. Mase und Maser bedeutet, so wie Makel und Mahl, eigentlich eine Verbindung oder Vermischung mehrerer Farben. Daher sind im Oberdeutschen auch die Zeitwörter bemaschen und vermaschen, für bemakeln, beflecken, üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 92-93.
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