Morgensprache, die

[289] Die Mórgensprāche, plur. die -n, ein nur noch in einigen Städten so wohl Ober- als Niederdeutschlandes übliches Wort, die Versammlung und Berathschlagung der Glieder einer Gesellschaft am Morgen oder Vormittags zu benennen. So ist in Bremen die Morgensprache oder der Morgenrath, die vorläufige Versammlung der vornehmsten Rathsglieder des Morgens vor der Versammlung des ganzen Rathes. In weiterer Bedeutung werden die Versammlungen der Zünfte und Innungen noch an manchen Orten Morgensprachen genannt, weil sie gemeiniglich des Vormittags gehalten werden, wo denn auch die Handwerksherren, oder Zunftherren, d.i. diejenigen Rathsherren, welche der Zunft vor- und beygesetzet sind, den Nahmen der Morgensprachsherren führen. Auch im Bergbaue heißt die gemeinschaftliche Berathschlagung der Bergbeamten und Steiger die Morgensprache oder das Morgengespräch. Unter eben diesem Nahmen sind in einigen Reichsstädten auch die Abschiede und Urtheile bekannt, weil sie gleichfalls des Vormittages gemacht werden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 289.
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