Natter, die

[440] Die Natter, plur. die -n, in der weitesten Bedeutung eine Art Schlangen, welche Schilder unter dem Bauche und Schuppen unter dem Schwanze hat; Coluber L. In welchem Verstande alle Europäischen Schlangen Nattern sind, und in einigen Gegenden werden auch beyde Wörter wirklich für einander gebraucht. In engerer Bedeutung nennet man nur die kleine giftigste Schlangenart, welche auch Otter, Lat. Vipera, genannt wird, Natter.

Anm. Schon bey dem Ottfried Natar, im Tatian Natru, im Isidor Nadra, bey dem Ulphilas Nade, im Angels. Nadra, Naedra, im mittlern Latein. Natrix, im Ital. Natrice, im Franz. ehedem Noerresce, welche gemeiniglich von nare, natare, hergeleitet werden, als wenn nur die Wasserschlangen diesen Nahmen führeten. Allein da es bey den ältern Schriftstellern von einer Schlange überhaupt gebraucht wird, und in diesem Verstande noch jetzt üblich ist, so ist es vielmehr für ein und eben dasselbe Wort mit dem im gemeinen Leben üblichen Otter, in den gemeinen Sprecharten Atter, Engl. Adder, zu halten, welchem nur das zufällige N, wie in so vielen andern Wörtern, vorgesetzt worden. S. N. Ingleichen Otter und Viper.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 440.
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