Nutzen, der

[547] Der Nutzen, des -s, plur. der doch nur selten vorkommt, ut nom. sing. In einigen Fällen auch der Nutz, des -es, plur. inus. das Hauptwort des vorigen Zeitwortes.

1. Der Gebrauch einer Sache oder eines Dinges, die Anwendung desselben, als eines Mittels zur Erreichung einer Absicht; ohne Plural. Ich weiß keinen Nutzen davon zu machen, keinen Gebrauch, weiß es nicht anzuwenden. Zu was Nutzen? zu was für einem Gebrauche? Vermuthlich gehöret hierher auch die R.A. sich etwas zu Nutze machen, in welcher das kürzere Nutz am üblichsten ist, es gebrauchen, und in engerer Bedeutung, zur Verbesserung seines Zustandes gebrauchen und anwenden. Sich eine Gelegenheit, eine Erfahrung, eine Warnung zu Nutze machen, sie anwenden, gebrauchen. Im Oberd. auch mit der zweyten Endung, sich einer Gelegenheit zu Nutze machen.

2. Diejenige Eigenschaft eines Dinges, da es genutzt, d.i. als ein Mittel zur Erreichung einer Absicht, und in engerer Bedeutung, als ein Mittel zur Verbesserung unsers Zustandes gebraucht werden kann; auch ohne Plural. Die Sache hat einen großen Nutzen, hat einen vielfachen Nutzen. Die Sache ist nicht ohne Nutzen.

3. Das Gute selbst, welches ein Ding durch seinen Gebrauch gewähret, es bestehe nun überhaupt bloß in der Erreichung der Absicht, oder in der Verbesserung unsers Zustandes, in der Beförderung der Vollkommenheit; in welchem Verstande der Plural zuweilen gebraucht wird. 1) Überhaupt, da eine jede Erreichung einer Absicht in Rücksicht auf das Mittel, und in noch weiterm Verstande eine jede Verbesserung des Zustandes, sie sey von welcher Art sie wolle, ein Nutzen genannt wird. Nutzen bringen, geben, schaffen, haben. Zum Nutzen dienen oder gereichen. Auf seinen Nutzen sehen. Nutzen mit etwas schaffen. Nutzen von einem Buche, aus einem Buche haben, wenn man seine Erkenntniß daraus erweitert. Das ist der ganze Nutzen, den ich davon habe. Jemandes Nutzen suchen, befördern. Den gemeinen Nutzen befördern, die gemeine Wohlfahrt, das gemeine Beste, S. Gemeinnützig. Es ist dein Nutzen. Nichts ist in der Welt ohne Nutzen. Alles hat seinen Nutzen. Eine Arzeney[547] hat keinen Nutzen, wenn sie nicht gebraucht wird. Nutzen aus einer Lehre, aus einer Wahrheit ziehen, sie zu Erweiterung seiner Erkenntniß oder zur Verbesserung seines sittlichen Zustandes anwenden. Zuweilen unterscheidet man den Nutzen noch von demjenigen Guten, welches man bey der Hervorbringung eines Dinges zur Absicht hatte, und alsdann ist der Nutzen das zufällige Gute, was ein Ding außer seiner Bestimmung noch gewähret. 2) In engerer Bedeutung. (a) Die Vermehrung des zeitlichen Vermögens; ohne Plural. Es ist kein Nutzen dabey. Auf seinen Nutzen sehen. Etwas in seinen Nutzen verwenden, es zu seinem Nutzen anwenden. Sich Nutzen mit etwas schaffen. Ohne Nutzen kann man nicht arbeiten. Ein jeder sieht auf seinen Nutzen. Etwas mit Nutzen verkaufen, mit Gewinn. (b) Zuweilen ist der Nutzen dem Eigenthume entgegen gesetzet, und da bedeutet es so wie Nutzung den Vortheil, welchen man von dem Gebrauche einer fremden Sache hat, und das Recht, eine fremde Sache zu seinem Nutzen zu gebrauchen. Nur den Nutzen von etwas haben oder genießen. S. Nutzung. (c) Der Ertrag. Der Nutzen des Landgutes beträgt tausend Thaler, dessen Ertrag bey gehöriger Bearbeitung.

Anm. Schon bey dem Ottfried Nuzz, im Nieders. Nude, Nutt, im Angels. Not, Note, im Dän. Nytte. Ursprünglich hat es allem Ansehen nach Speise, Nahrung bedeutet, so wie Not in der alten Friesischen Mundart von den Feldfrüchten vorkommt. Das kürzere Nutz, welches außer der R.A. sich etwas zu Nutze machen im Hochdeutschen veraltet ist, kommt noch mehrmahls in der Deutschen Bibel vor. Saat zum Nutz dem Menschen, Ps. 104, 14. So wie es auch noch in Eigennutz üblich ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 547-548.
Lizenz:
Faksimiles:
547 | 548
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika