Ortengesell, der

[622] Der Ortengesêll, des -en, plur. die -en, bey einigen Handwerkern, z.B. bey den Gürtlern, der Altgesell, weil sein Amt unter andern auch darin bestehet, den ankommenden Gesellen den Willkommen zu reichen und sie zu bewirthen. Orte, Örte, Irte und Ürte ist ein altes noch hin und wieder im gemeinen Leben übliches Wort, welches die Zeche, d.i. den Antheil eines jeden an einem gemeinschaftlichem Schmause, und diesen Schmaus und dessen Kosten selbst, bedeutet. Eine Örte Bier, eine Zeche Bier. Die Örte bezahlen, die Zeche. Die Abstammung ist dunkel. Es kann von Ort, ein Theil, herkommen, so fern es eigentlich den Theil eines jeden an den Kosten eines gemeinschaftlichen Schmauses bedeutet; oder von ären, dem Stammworte von Ort, zermalmen, essen, da es denn eine jede Handlung des Essens, eine Mahlzeit, einen Schmaus bedeuten würde; oder auch von Ort, so fern es eine Spitze, eine Linie, bezeichnet, da es denn eigentlich den Strich mit Kreide an der Tafel der Zechenden bezeichnen würde. S. Wirth und Irte.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 622.
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